Vinyl der Woche: Tubular Bells – Mike Oldfield Fast makellos

Serie · Vor 50 Jahren prägte Mike Oldfield mit Tubular Bells den Prog-Rock. Er wurde zum Pionier, sein Werk ist noch heute maßgebend. Aber einen Fehler machte er.

Vinyl der Woche: Tubular Bells – Mike Oldfield​
Foto: Virgin Records

Steigen wir direkt mit einem Fakt ein, an dem es für mich persönlich nichts zu diskutieren gibt: Kaum jemand hat den Progressive Rock derart stark geprägt, wie Mike Oldfield. Und ich habe noch einen für Sie, liebe Leser: Kaum jemand war in so jungen Jahren musikalisch schon so weit. 50 Jahre ist es her, dass Oldfield, damals 19 Lenzen alt, sein Debütalbum Tubular Bells veröffentlichte.

Als er anfing, die Stücke zu schreiben, war er noch zwei Jahre jünger. Ein Teenager, der in der Musik seine Gefühlswelt darlegte. Er war pleite, lebte in einem schäbigen Appartement im Norden Londons und arbeitete als Bassist in der Arthur Lewis Band (dass diese heute wohl kaum jemand kennt, spricht für den mangelnden Erfolg). Doch dann holte Oldfield aus. Zu einem musikalischen Schlag, der sitzen sollte. Er packte all seine Konzentration und Energie, sowohl emotional als auch physisch, in Tubular Bells. Er schaffte es, musikalische Einflüsse aus Folk, Klassik, Blues und Rock zu verbinden. Erschuf etwas, das es bis dahin nicht gegeben hatte. Sein Mittel: verschiedene Instrumente. Akustische und elektrische Gitarren, eine Hammond-Orgel, Flöten, Glockenspiel, Klavier, Mandoline, Schlagzeug und Violine. Fast alles von ihm selbst gespielt, mit der Ausnahme der Flöten. Vielschichtig, neu, und – verzeihen Sie den Ausdruck – auch heute einfach geil.

Zugegeben, das kam 2014 raus: Mike Oldfield ist der Meinung, dass es das Album ohne beängstigende LSD-Trips vielleicht nie gegeben hätte. Aber der Erfolg gab ihm Recht: 247 Wochen lang hielt sich das Album in den Top Ten der britischen Albumcharts. Davon profitierte nicht nur der Musiker selbst. Richard Branson, Gründer von Virgin Records, wurde mit seinem Label über Nacht berühmt. Und irgendwann ziemlich reich. Ich meine, der Mann erlaubte sich 2010 den Spaß, mal eben für zwei Jahre ein Team in der Formel 1 an den Start zu bringen. Weniger erfolgreich als sein Musiklabel, denn einen Punkt holte das Team in seinen nur zwei Saisons nicht.

Mike Oldfield schaffte es, an den Erfolg von Tubular Bells anzuknüpfen. Partygäste in den Diskotheken der 80er- und 90er-Jahre kennen natürlich Shadow On The Wall und Moonlight Shadow (das noch erfolgreicher war als Tubular Bells). Aber einen Fehler hat der Prog-Rock-Pionier gemacht. Den gleichen, den viele Filmemacher begehen. Er konnte es nicht bei einem Teil von Tubular Bells belassen. Es folgten Tubular Bells II und Tubular Bells III. Musikalisch kamen diese nicht an das Original heran. Schlimm genug, dass er im dritten Teil Techno- und Dance-Einflüsse aus seiner damaligen Heimat Ibiza einbaute. Mann, Oldfield. Ich mag dich trotzdem.

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