Vinyl der Woche: Unmasked – Kiss Immer noch besser als Peter Cornelius

Serie · Manchmal weiß man als Autor nicht, worüber man schreiben soll. Aber keine Angst: Unmasked von Kiss ist in diesem Fall das kleinere Übel.

 Kiss - Unmasked

Kiss - Unmasked

Foto: Casablanca

Das schöne an Musik ist: Egal, wie schrecklich sie klingt oder wie sehr wir die klanglichen Ergüsse mancher Interpreten verabscheuen, jedes Album hat seine Geschichte. Denn irgendwie muss das, was wir da (un)gerne hören ja entstanden sein. Dieser Kolumne kommt das natürlich zugute. Denn ich gebe es zu: Auch ich weiß manchmal nicht sofort, worüber ich schreiben soll. Ist dem so, stelle ich mich vor meinen Plattenschrank und suche irgendwas heraus, worüber ich in den bisherigen 135 Kolumnen noch nicht schwadroniert habe. Es gibt dann keine Grenzen, denn: Jede Platte hat ihre Geschichte.

Und Sie haben Glück. Denn kurz, ganz kurz, habe ich am Morgen dieser Kolumne die Platte Streicheleinheiten von Peter Cornelius in den Händen gehalten. Wollte über harte Arbeitstage mit romantischem Ende (denn wie Cornelius‘ ihr Peter sagt: Jeder Mensch braucht seine Streicheleinheiten) schreiben. Aber ich hatte Angst vor dem Echo. „Shitstorm“ nennt man das heute.

Also, nächste Platte. Aaaaah, viel besser. Eines meiner absolut liebsten Cover aller Zeiten (ungeschlagen wird da allerdings immer Aqualung von Jethro Thull bleiben). Unmasked von Kiss. Comic-Fans werden es lieben. Humorvoll, von Künstler Victor Stabin perfekt auf die Band abgestimmt gezeichnet.

Aber was ist jetzt mit der Geschichte. Haben wir nicht gesagt, dass jede Platte eine hat. Klar, hier kommt sie: Wir befinden uns im Jahr 1980. Kiss arbeiten an einem neuen Album. Aber einer fehlt. Schlagzeuger Peter Criss gehört der Band zwar noch offiziell an, arbeitet jedoch an Unmasked schon nicht mehr mit. Zum letzten Mal als Kiss-Mitglied wird er in einem Promo-Video zum Song Shandi gesehen. Später erklärt er in einer Biografie, dass er nach dem Dreh der letzte in der Garderobe gewesen und weinend zusammengebrochen sei. Aber warum war er dann ausgetreten?

Ehrlich? Keine Ahnung. Es steht nicht einmal fest, ob ausgetreten das richtige Wort ist. Glaubt man Criss selbst, dann ja. Hält man es mit Gitarrist Ace Frehley, dann trifft „gefeuert“ es besser. Der erklärt 2011 in seinem Buch, man habe Criss aus der Band gevotet. Die gleiche Geschichte erzählt Sänger Paul Stanley: „Wir haben ihn gefeuert“ – deutlicher geht es kaum. Na ja, sei’s drum. Criss hat bei Unmasked nicht mitgespielt.

Soll ich das Album bewerten? Ach, lassen wir das besser Gene Simmons selbst tun: „Tomorrow ist ein toller Song, doch abgesehen davon, halte ich Unmasked für ein beschissenes Album voller Weichspül-Songs.“

Immer noch besser als Streichleinheiten von Peter Cornelius.

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