Vinyl der Woche: Blue Suede Shoes – Carl Perkins Zum 100. Geburtstag von Sam Phillips: Elvis‘ Erfinder

Serie · Sam Philipps wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden. Er war nicht weniger als der Mann, der den Rock ’n Roll und seinen König entdeckt hat.

Sam Phillips von Sun Records, Sänger Elvis Presley und sein erster Manager Bob Neal (von links) bei Presleys Vertragsunterzeichnung mit Sun Records.

Sam Phillips von Sun Records, Sänger Elvis Presley und sein erster Manager Bob Neal (von links) bei Presleys Vertragsunterzeichnung mit Sun Records.

Foto: dpa/Globe Photos

Es gibt etliche Alben, die es verdient hätten, der Aufhänger für diese Kolumne zu sein. Dabei geht es nicht um die Einzelwerke an sich. Es geht heute um den Mann, der all das möglich gemacht hat: Sam Phillips. Der legendäre Gründer des Musiklabels „Sun Records“ wäre am Donnerstag 100 Jahre alt geworden. Um ihm zu gratulieren hätte man frei wählen können zwischen den Hits all jener Musiker, die er entdeckt hat: Ob Elvis Presley, Johnny Cash, Jerry Lee Lewis oder B. B. King – Alben über Alben, Geschichten über Geschichten. Entschieden habe ich mich für einen anderen: Carl Perkins und seinen Song Blue Suede Shoes.

Warum? Weil Perkins‘ Werk der erste Millionenseller in der Geschichte von Sun Records war. Und, weil wir durch diesen Hit dann doch auch den einen oder anderen Philipps-Schützling mit in diese Kolumne geschmuggelt bekommen.

 Blue Suede Shoes - The Best of Carl Perkins

Blue Suede Shoes - The Best of Carl Perkins

Foto: Sun Records

Wie Johnny Cash. Als der nämlich im Herbst 1955 seine Zeit beim Militär in Landsberg am Lech verbrachte, lernte er einen Piloten kennen. Cashs Vorgesetzter namens C. V. White, ein eitler Bock. Er trug so bei jeder Gelegenheit seine blauen Veloursschuhe (englisch: blue suede shoes) und verwies stets darauf, dass man ihm doch bitte nicht auf jene treten solle. Als Johnny Cash diese Geschichte Carl Perkins erzählte, fiel diesem einige Tage später ein junger Mann auf, der versuchte, seine Freundin beim Tanzen auf Distanz zu halten, damit sie nicht auf seine neuen Schuhe trat. Es war zwar nicht C. V. White, aber der Song war dennoch geboren. Er wurde zu einem Hit, auch Elvis Presley nahm eine bekannte Version auf.

Und zack! Da haben wir die nächste berühmte Sam-Phillips-Entdeckung. Denn 1954 kam dieser schlaksige, unbeholfene Typ aus Tupelo (Mississippi) in Sam Phillips Studio. Sein Ziel: einen Song für die Mutter aufnehmen. Phillips erkannte sofort sein Potenzial, wie er dem Magazin „Rolling Stone“ 1986 erzählte: „Er hatte genau das, wonach ich gesucht habe.“ Und weiter: „Er war musikbesessen, hatte diese besondere Stimme, und er hatte so lange Kotletten, wie ich sie noch nie vorher gesehen habe. Er war cool.“

Schon mit dem im selben Jahr erschienen Song That‘s All Right startete Elvis seine Weltkarriere. Das in einem unscheinbaren, schmucklosen Eckhaus angesiedelte Sun Studio wurde in den nächsten Jahren zum Nabel der Musikwelt.

Und es wurde das Realität, was Philipps einst ankündigte: „Wenn ich einen Weißen mit der Stimme und dem Feeling eines Schwarzen finden könnte, wäre ich Millionär.“

Mit Elvis fand er diesen. Auch wenn der Erfolg von Sun Records in den 1960er-Jahren rasch verblasste: Kaum jemand hat derart viel für den Rock ’n Roll getan, wie Sam Phillips. Oder könnten Sie sich vorstellen, wie Musik heute ohne die Einflüsse von Elvis, Cash und Co. klingen würde?

Will ich nicht. Christian Thome