Virtuoser Auftritt: Marlo Thinnes spielt Franz Liszt

Wittlich · Insgesamt zehn Mal lädt der Musikkreis der Stadt Wittlich in der neuen Spielzeit zu Konzerten ein. Den Auftakt bildete in der Synagoge ein Abend zu Ehren von Franz Liszt, dessen Geburtstag sich dieses Jahr zum 200. Mal jährt.

 Pianist Marlo Thinnes ist nicht zum ersten Mal zu Gast beim Musikkreis Wittlich. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Pianist Marlo Thinnes ist nicht zum ersten Mal zu Gast beim Musikkreis Wittlich. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Wittlich. Schier unerschöpflich ist das Oeuvre, das Franz Liszt in seinen 75 Lebensjahren geschaffen hat. Ein Großteil davon ist dem Klavier gewidmet, dem Instrument, auf dem er selbst ein großer Meister war. In diesem Jahr wäre der Ungar 200 Jahre alt geworden. Anlass für den Wittlicher Musikkreis, seine neue Spielzeit mit einem Liszt-Abend zu eröffnen. Gestaltet wurde das Rezital vom Pianisten Marlo Thinnes, Klavierlehrer an der Kreismusikschule Bernkastel-Wittlich, und dem Schriftsteller und Theaterwissenschaftler Jörg W. Gronius. Dieser las zwischen den einzelnen Kompositionen aus den literarischen Werken, die Liszt als Inspiration dienten und erzählte aus dem Leben des Meisters.
Thinnes ist beim Musikkreis kein Unbekannter. Im vergangenen Jahr hatte er ein Konzert den Etüden von Frédéric Chopin gewidmet. Diesmal also Liszt und unwillkürlich wurde man an den Chopin-Abend erinnert. Thinnes ist ein großer Virtuose. Fast schon halsbrecherisch jagte er bei "Dantes Inferno", im "Mephisto-Walzer Nr. 1" oder auch bei den "Paganini-Etüden Nr. 2 + 3" über die Tasten.
Gronius sagte in seinen Erläuterungen, seit Liszt sei das "Virtuosentum zum Starkult" geworden. Thinnes wollte dem wohl gerecht werden. Aber es blieb doch die Frage, ob das genug ist? Wird man Liszt gerecht, wenn man nahezu ausschließlich seine Virtuosenwerke spielt? Das schönste des Abends waren die Consolation in E-Dur und Des-Dur. Freilich im Vergleich zu den anderen Programmpunkten schon fast Miniaturen. Und wie schon beim Chopin-Abend war Thinnes Spiel auch diesmal vielfach viel zu laut, schien er eine Philharmonie bespielen zu wollen. Ein anderer Schwachpunkt des Abends waren die Texte, die, ohne die vorhandene Mikrofonanlage zu nutzen, vielfach unverständlich blieben, weil Gronius zu schnell und zu leise sprach.
Am Ende gab es stürmischen Applaus für ein Rezital, das eine der vielen Facetten eines großen Komponisten beleuchtete.

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