Visionär und verwegen

PRÜM. Bald ist das halbe Jahrhundert erreicht. Am Samstag wurde in Prüm die 49. Ausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen eröffnet.

Sind es nun Ameisen oder Soldaten oder einfach kleine schwarze Männchen? Auf den langen Marsch der Kunst haben sich jedenfalls die schwarzen Essigflaschen gemacht, die derzeit aus dem alt ehrwürdigen Abteigebäude in Prüm ins Eifler Land ausschwärmen. Natürlich nicht wirklich: Bei dem dunklen Flaschenzug, auf den Besucher gleich im Hof treffen, handelt es sich um eine eindringliche Installation der Künstler Jörg W. Schmidt und Joe Dollmann. Für ein paar Wochen macht sich die Eifelstadt im Grenzland selbst stark für die Kunst aus Eifel und Ardennen. "Mit der alljährlichen Ausstellung der Europäischen Vereinigung Bildender Künstler aus Eifel und Ardennen (EVBK) wird Prüm einmal mehr zur europäischen Stadt", stellte auch Stadtbürgermeisterin Mathilde Weinandy erfreut zur Eröffnung der 49. Ausgabe der Kunstschau fest. Kunst verbindet und überwindet Grenzen

Fast 170 Künstlerinnen und Künstler mit über 270 Exponaten sind dabei. "Come together" - wie alle Jahre geht es auch diesmal vordringlich um das künstlerische Miteinander und die Gewissheit, dass Kunst verbindet und Grenzen überwindet. Und es geht um jene Aufgabe der Kunst, die Hausherr Oberstudiendirektor Peter Pelz wie folgt formulierte: "Die Kunst muss helfen an einer lebenswerten Welt mitzuarbeiten." Der Wille daran mitzuwirken, ist unverkennbar. Ein Jahr vor der Jubiläumsschau zum 50.Geburtstag ist die Vielfalt groß, das Layout des Katalogs ansprechender geworden und das künstlerische Niveau weiter angestiegen. Was die Mittel angeht, bleibt man weithin klassisch. Ganz entschieden dominieren die abstrakten Gemälde. Ein wenig Fotografie ist zu sehen, etwas Grafik und einige Skulpturen. Auch der Kaiser-Lothar-Preisträger ist ein Bildhauer. Mit dem in Lünebach lebenden Christoph Mancke, dessen abstrakt sparsame Corten-Stahl-Arbeiten schon als Modell beeindrucken, hat die Jury eine ausgesprochen glückliche Hand bewiesen. Die drei Förderpreise für den künstlerischen Nachwuchs gingen an die aus Aachen stammende Nadine Gier, an Maria Kaluza aus Bitburg und an den in Trier geborenen Jonas Maas, der zudem im vorigen Jahr im Prümer Regino Gymnasium (im Abteigebäude) sein Abitur machte. Eingeladen sind überdies neun Künstler aus Tschechien. Bei der Aktion "Q" dreht sich nicht nur alles um künstlerisch gestaltete kleine Scheiben. Die Mini-Kunstwerke zu Mini-Preisen leisten auch ihren Beitrag zum Kunstwerk für jeden Geldbeutel. An Einfällen fehlt es auch sonst nicht. Auf den "runden Geburtstag" 2007 verweisen ein Fahnen- und ein Passagen- Projekt. Auf einer europäischen Straße der Bilder ist unterwegs, wer durch die Flure der Abtei schlendert. Ein paar Arbeiten fallen besonders ins Auge: Die bildhauerische Verschränkung von Jean Jaques Kohn, Volker Steinhäußers mächtige Holzskulptur einer alten Frau (gleich am Eingang), Rainer Sauerbiers fotorealistische Arbeit "Magdalena", eine schöne sparsame Kohlezeichnung von Altmeister Rudi Scheuermann sowie eine Mischtechnik von Wilfried H.S. Dahmen mit dem Titel "Providentia". Die Formen- und Ausdrucksvielfalt ist groß. Am Ende kommt es ohnehin darauf an, "dass jeder sein Bild findet", wie Dieter Alexander Boeminghaus der Präsident des EVBK zu recht sagt. Hilfreich wäre übrigens ein alphabetisch geordneter Katalog./sas Bis 20.August, Abteigebäude Prüm täglich 9.30-18 Uhr, am 20.August bis 15 Uhr

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