Völkerverständigung mit Beethoven und ein vielversprechendes Debüt

Trier · Mit Jubel und Bravo-Rufen hat das Publikum den gemeinsamen Auftritt des Takasaki Chores aus Japan mit dem Philharmonischen Orchester der Stadt Trier gefeiert. Auf Initiative der Deutsch-Japanischen Gesellschaft gab es Beethovens Neunten Symphonie, umrahmt von japanischen Liedern, zu hören.

Der neue Erste Kapellmeister der Trierer Philharmoniker, Wouter Padberg nimmt inmitten seines Ensembles, des Takasaki-Chores und der Solisten den Applaus des ausverkauften Hauses entgegen. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Foto: Dirk Tenbrock (DT) ("TV-Upload Tenbrock"

Trier. Wer ein klassisches Konzert mit allen sinfonischen Ausdeutungen erwartet hatte, war am Freitagabend im mit 650 Zuschauern komplett ausverkauften großen Haus des Trierer Theaters fehl am Platze. Zu sehr war der Abend geprägt von großen Emotionen des Friedens und der Freundschaft. Auf Einladung der Deutsch-Japanischen-Gesellschaft Trier e.V. gibt sich der Takasaki-Chor aus der 100 Kilometer nördlich von Tokio gelegenen, gleichnamigen Stadt die Ehre, um ein Zeichen für die Völkerverständigung zu setzen. Das Theater Trier unterstützt dieses Anliegen mit einem großen Aufgebot: Das Philharmonische Orchester, Mitglieder des Opernchores und Gesangssolisten bilden mit den über 80 japanischen Sängerinnen und Sängern eine eindrucksvolle Bühnenkulisse. Auf dem Programm steht Ludwig van Beethovens (1770-1827) neunte Symphonie aus 1824 mit dem für damalige Zeiten revolutionären Einsatz von Gesangssolisten und Chor im finalen, vierten Satz. Wohl jeder kennt Beethovens Vertonung der "Ode an die Freude" von Friedrich Schiller. "Freude schöner Götterfunken" singt der Chor mit aller Inbrunst, das Lied erfreut sich in Japan größter Beliebtheit und gilt als heimliche Nationalhymne; in Europa wurde es 1985 zur Hymne der Europäischen Gemeinschaft erklärt. Zuvor hatten die japanischen Gäste fünf Lieder aus ihrer Heimat gesungen, fesselnd mit ihrer für europäische Ohren ungewohnter Rhythmik und Dynamik. Dann tritt das Orchester auf die Bühne und mit ihm Wouter Padberg, der neue erste Kapellmeister des Hauses, der an diesem Abend mit Beethovens Neunter sein Debut in Trier gibt. Die ersten drei Sätze arbeitet der Niederländer sehr fein mit seinem neuen Orchester, da stimmt ganz offensichtlich auch die Chemie zwischen Dirigent und Musikern. Padberg scheint seine Linie gefunden zu haben, wenngleich der Orchesterklang im vierten Satz noch etwas zu forciert wirkt. Das tut dem Gesamteindruck aber keinen Abbruch, zu sehr begeistern die majestätische Stimmung des Finales und die überbordende Freude des Ensembles und des Publikums.
"Seid umschlungen, Millionen", singt der Chor mit großer Emotion und die formidablen Solisten (Ceri Williams, Mezzosopran; Martin Muehle, Tenor; Christian Sist, Bass und Bernadette Flaitz, Sopran, die ebenfalls ihr Debut im Trierer Ensemble gibt) überzeugen ebenfalls. Standing Ovations des gesamten Publikums und jubelnde Bravi sind der Lohn.
Dass das Theater ein Ort der Begegnung und der Verständigung ist, beweist der anschließende Empfang mit allen Beteiligten im Foyer aufs Allerschönste.