Volle Fahrt voraus für Raumschiff Enterprise

"Der Weltraum, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2200. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise, das mit seiner 400 Mann starken Besatzung fünf Jahre unterwegs ist, um fremde Galaxien zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, dringt die Enterprise in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat."

Trier/Los Angeles. Obwohl der Vorspann der "Star Trek-Serie" schon 1972 - um präzise zu sein, am 27. Mai im ZDF - zum ersten Mal im deutschen Fernsehen lief, sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise aktueller denn je. Vor wenigen Wochen startete das aufwendig verfilmte "Prequel" der Serie "Die Zukunft hat begonnen" in den Kinos, in dem die Kadettenzeit des jungen Captain Kirk beschrieben wird. Außerdem wird die sogenannte "Original Series" erstmals digital rundum erneuert auf Blue Ray DVD angeboten. Fans der ersten Stunde können sich nun in ihre Jugend zurückversetzen und Captain James T. Kirk in einer Qualität sehen, "die nie ein Mensch zuvor gesehen hat". Aber damit nicht genug. Kirk-Schauspieler William Shatner hat just seine Memoiren veröffentlich. In seinem Buch "Durch das Universum bis hierher" beschreibt der Schauspieler, wie der enorme Erfolg der Serie sein Leben in vielen Bereichen verändert hat. Shatner lässt in seinem Buch amüsant, kurzweilig und bisweilen auch selbstkritisch ein halbes Jahrhundert Revue passieren.

Dass der inzwischen 78-jährige Shatner mit der Rolle des Captain James T. Kirk lebenslang zur Kultfigur für Generationen wurde, hätte er sich vor 40 Jahren niemals gedacht. Ob er diese Rolle jemals bereut hat? Dazu sagt der pensionierte Sternenflotten-Kapitän: "Die Serie war das Beste, das mir jemals passiert ist, beruflich gesehen. Weil sich nämlich alles andere aus dieser Rolle ergeben hat. Nein, ich bereue nichts, was Raumschiff Enterprise anbelangt. Ich bin nur dankbar."

"Star Trek" startete in den USA in einer Zeit, in der der Kalte Krieg zwischen den USA und der Sowjetunion auf dem Höhepunkt war - Ende der 60er Jahre. Shatner sieht darin eine Ursache des Erfolgs: "Ich glaube, es gibt viele Gründe dafür. Einer davon ist, dass Raumschiff Enterprise in einer Zukunft spielt, die 300 oder 400 Jahre von uns entfernt ist. Es gibt einige Leute, die glauben, dass unsere Welt dann schon längst nicht mehr existieren wird. Dadurch, dass die Serie so positiv war und permanent einen optimistischen Unterton hatte, sprach sie viele Menschen an, die genau das sehen wollten."

Der Erfolg der Serie hielt an. Nachdem 79 Folgen der "Original Series" Ende der 60er Jahre abgedreht waren, ging es von 1987 bis 1994 mit sieben Staffeln und 178 Folgen von "Star Trek - das nächste Jahrhundert" weiter. Allerdings war ein neuer Kapitän an Bord eines Nachfolgeraumschiffs der Enterprise: der nicht minder bekannte Jean-Luc Picard gespielt von Patrick Stewart. Weitere Ableger in den 90er Jahren waren "Star Trek: Deep Space Nine" und "Star Trek: Raumschiff Voyager" erstmals mit einer Frau als Kapitän. Spezial-Effekte und ausgeklügelte Geschichten versuchten sich in diesen Folgen gegenseitig zu übertreffen, manche Geschichten gingen tief ins Philosophische oder in naturwissenschaftliche Fragestellungen.

Aber 40 Jahre später scheint es, als würde sich der Kreis schließen. Nicht mehr der smarte, intellektuelle Captain Picard ist gefragt, sondern die Fans sehnen sich nach dem kumpelhaft-raubeinigen Frauenhelden James T. Kirk Das mag am Zeitgeist liegen - vorbei sind die 80er Jahre mit ihrer Sorglosigkeit, den steigenden Aktienerträgen. Das erste Jahrzehnt des dritten Jahrtausends ist wieder krisenanfällig. Bankenkrise, Wirtschaftsrezession, mit Atomwaffen drohende Nordkoreaner - all diese Szenarios belasten die Menschen und machen Sorge. Da scheint der draufgängerische James T. Kirk der passendere Kapitän für einen Flug durch unruhige Zeiten zu sein. Eben ein Mann, der nicht lange fackelt, sondern rasch handelt und Krisen bewältigt - notfalls auch mal die "Phaser"-Pistole sprechen lässt. Die Menschen sehnen sich wieder nach jenen unendlichen Weiten, nach einer Welt, in der die Helden handeln und nicht diskutieren. Da kann die alte Enterprise wieder mächtig Schub geben.

Buchtipp:

William Shatner: "Durch das Universum bis hierher. Die Autobiographie", mit David Fisher. Übersetzung: Thorsten Wortmann, 368 Seiten, separater Bildteil, Hardcover mit Schutzumschlag, Preis 19,90 Euro, Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin 2009.

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