Voller Ehrfurcht

Trier. Der Andrang zum Schlusskonzert der Mosel Festwochen 2005 war so groß, dass man noch Stühle herbeischaffen musste, um allen Zuhörern einen Sitzplatz zu bieten. Erleben konnten die mehr als 1200 Besucher eine h-Moll-Messe, die lange in ihrer Erinnerung bleiben wird.

Bedeutungsschwer war das Abschlusskonzert der diesjährigen Mosel Festwochen in der Konstantin Basilika in Trier. Auf dem Programm stand die h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Als Schlussakkord war das Konzert überschrieben, in dem das Opus summum und Opus ultimum des Thomaskantors erklang. Schlussakkord in doppeltem Sinne

Es war ein Schlussakkord in doppeltem Sinne, denn nach zwanzig Jahren endeten die Mosel Festwochen zumindest in der Größenordnung, wie man sie bis jetzt kannte. Wenn der Kantor der Basilika, Martin Bambauer, ein solches Konzert verantwortet, kann man sich auf eine solide Vorbereitung verlassen. Dass der Bachchor in der Lage ist, ein solches Werk zu meistern, hat er schon oft bewiesen, und dass die Kombination dieses Chores mit dem Münchener Barockorchester L'arpa festante das Prädikat sehr gut verdient, weiß das Trierer Publikum noch vom Bachschen Weihnachtsoratorium 2002. Bei aller Präzision, mit der das Orchester spielt, gab es durchaus Einsätze, die präziser hätten kommen können. Dies wurde aber nebensächlich unter dem Gesamteindruck, den dieses Werk in der ausverkauften Basilika hinterließ. Theologisch tiefgründig stellte Bambauer mit seinen musikalischen Vorstellungen das rechte Verhältnis zwischen Gott und den Menschen wieder her, platzierte den allmächtigen Erdenbewohner in die Rolle, die ihm zukommt. Ehrfurcht prägte das Kyrie, Betroffenheit das Crucifixus im Credo, strahlende Gewissheit das Dona nobis pacem im Agnus Dei. Einig war sich Bambauer mit seiner Interpretation offensichtlich auch mit den Solisten. Der ruhende Pol in diesem Quartett war natürlich Klaus Mertens, wie kaum ein anderer prädestiniert für die Musik Bachs. Ein überaus glückliches Duo bildeten die Sopranistin Cornelia Samuelis und Susanne Krumbiegel als Alt. Beide verfügen über ein Stimmpotenzial, das wie geschaffen schien für dieses Konzert. Sie präsentierten sich aber nicht als glänzende, alles beherrschende Solistinnen, sondern stellten sich dienend unter die Musik. Unter anderem das war der Grund, warum Krumbiegel das Agnus Dei zu einem innigen Höhepunkt der Messe werden ließ. Einzig Andreas Karasiak wollte es nicht recht gelingen, sich in das Quartett einzufügen. Seinem zweifellos großen Tenor fehlte es in dieser Kombination an der rechten Färbung und Beweglichkeit. Ein Konzert, das dem Werk und dem Anlass voll und ganz gerecht wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Vom erwischt werden
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael BoltonVom erwischt werden
Zum Thema
Aus dem Ressort