Vom Bank-Überfall zur Revolution

Mit dem Karl-Marx-Projekt "Rendezvous nach Kassenschluss" wird das Theater Trier in einem ungewöhnlichen Ambiente aufspielen. Nämlich ausgerechnet im Zentrum des Kapitalismus - in einer Trierer Volksbank-Filiale.

Trier. (gsb) Er sei zunächst "schockiert" gewesen, als man ihm die Projektidee vorgestellt habe, räumte der Vorstand der Volksbankfiliale am Trierer Viehmarkt, Karl A. Heinz, unumwunden ein. Doch der anfängliche Schreck war offenbar schnell der Begeisterung für die passende Spielstätte gewichen. Schließlich hatte die Ehefrau von Karl Marx, Jenny von Westphalen, jahrelang in dem Gebäude in der Neustraße gelebt. Mit dem Stück "Rendezvous nach Kassenschluss" können sich Besucher auf experimentelles Theater freuen.

Start ist jeweils am Eingang des Theaterstudios in Trier (Augustinerhof). Danach schließt sich eine viertelstündige Führung auf Karl-Marx-Spuren an, die in der Volksbank am Viehmarkt endet. Direkt über dem "Kapital" der Bank, der Tresoranlage, wird in Blickrichtung zum Viehmarkt gespielt. Maximal 50 Zuschauer werden pro Aufführungstermin mitmachen können. "Wir erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch, und es wird auch keinen Vorlesungscharakter haben", bekräftigt die Regisseurin und Autorin Judith Kriebel, festangestellte Regieassistentin am Theater. "Auf spielerische Art wollen wir einen Zugang zu Marx schaffen." In einem "Sendung mit der Maus-Format", wie Kriebel scherzhaft den sowohl witzigen als auch nachdenklich machenden Charakter des Stückes umschreibt, sollen "Schlaglichter" auf Marx' Thesen geworfen werden. Abgesehen von dem unterhaltsamen Schauspiel werden Beamer-Projektionen die Handlung ergänzen, für die Innenarchitektur-Studentinnen der Fachhochschule gemeinsam mit dem Theater das Bühnenbild entwickelt haben. Sicher ein Clou des Stückes: Die praktisch umgesetzte Enteignung als Beginn der Revolution - mit einem Banküberfall als publikumswirksamer Umverteilung des Vermögens. "Wir hoffen, dass wir die Bank auch danach noch gebrauchen können", meinte Heinz nicht ganz ernst. Das Stück passe ideal in das Motto der Spielzeit "Standort Deutschland", schließlich sei Marx der "Faust von Trier", sagte Intendant Gerhard Weber. Außer Statisten und Jugendgruppen wirken mit: Antje Härle, Helge Gutbrod, Manfred-Paul Hänig, Paul Steinbach und Stefan Vanecek.

Es wird fünf Spieltermine geben. Fest stehen der 25.10., 31.10. und 13.11., jeweils um 20 Uhr, und 8.11. um 12.30 Uhr.

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