Vom Earl und der Hennenhochzeit

TRIER. Die Freunde mittelalterlicher und barocker Kammermusik kamen beim Konzert des Ensembles "Primavera Musicale" am Sonntagnachmittag im nicht voll besetzten Caspar-Olevian-Saal auf ihre Kosten.

Für den Beginn des Konzerts hatte man sich etwas Besonderes einfallen lassen. Die Bühne war noch leer, da ertönte bereits der erste von drei mittelalterlichen Spielmannstänzen, zu dem die Mitwirkenden durch den Mittelgang nach vorn zogen. Beim letzten dieser Tänze, der marschartigen La Rotta, stampfte ein vielleicht dreijähriges Mädchen, das fasziniert am Geländer der Empore stand, im Rhythmus mit. Die Kleine hatte das Ganze spielerisch richtig erfasst. Es ist dem Ensemble hoch anzurechnen, dass es neben bekannten Komponisten auch vier zumindest in Deutschland weniger geläufige Meister auf das Programm gesetzt hat. Die 1669 entstandene Sonata "La Guidoni" des Italieners Giovanni Battista Vitali für zwei Blockflöten, Cello und Cembalo hat mit der Sonate im späteren klassischen Sinn, mit Themen und deren Bearbeitung, nichts zu tun. Es handelt sich in dieser Epoche eher um eine tänzerische Suite. Mit vier Stücken für Cembalo des Engländers William Byrd, einem der Meister des elisabethanischen Zeitalters, ging es weiter. Delia Stegarescu spielte die harmonisch interessanten Kleinkunstwerke stilistisch sehr einfühlsam. Besonders gut gelang ihr die geradezu entrückt klingende Pavane "The Earl of Salisbury".Atemberaubende Virtuosität auf der Blockflöte

Georg Philipp Telemanns Trio in F-dur und Antonio Vivaldis Sonate in g-Moll gaben Birgit Häußer Gelegenheit, ihre oft atemberaubende Virtuosität auf der Blockflöte unter Beweis zu stellen. Wenn Eric Trümpler bei dieser Musik das Violoncello benutzt und fast ohne Vibrato spielt, klingt es doch recht spröde, und man vermisst den wärmeren Ton, den die ältere Viola da Gamba produziert. "Die Hochzeit der Henne und des Kuckucks" hieß das folgende köstliche Stück des Italieners Marco Ucellini für zwei Blockflöten, Cello und Cembalo, mit dem die Zuhörer in die Pause entlassen wurden. Johann Sebastian Bachs sechs Suiten für Cello solo sind eine Klasse für sich. Wer nicht hinsieht, kann kaum glauben, dass tatsächlich nur ein Instrument im Spiel ist. Bei der von Eric Trümpler gewählten Suite war in der schnellen Courante der Rhythmus oft leider nicht mehr erkennbar. Wer in der vorausgehenden Allemande glaubte, es werde nicht genügend rhythmisch federnd gespielt, war bei der Bourree wieder versöhnt. Aus den drei Recercaden des Spaniers Diego Ortiz beeindruckte vor allem die wunderschöne zweite, nur für Blockflöte und die von Clemens Häußer gespielte Gitarre. Marco Ucellinis "Aria sopra la Bergamasca" wären der geeignete Kehraus gewesen. Aber dem Ensemble "Primavera Musicale" gelang ein abgerundetes Programm, indem es zum Abschluss noch einen rasanten mittelalterlichen Tanz hinlegte.

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