Vom Ende der Welt

ADENAU. Premiere des Eifel-Literatur-Festivals im Kreis Ahrweiler: Klaus Bednarz, viele Jahre das Gesicht des Polit-Magazins Monitor und heute einer der populärsten Reisejournalisten im Land, hat bei seiner Lesung in Adenau 250 Zuhörer mit auf seine Reise an den Südzipfel der Welt genommen: nach Patagonien und Feuerland.

Es sind zwei gleichgewichtige Aspekte, mit denen der renommierte Politik- und Reisejournalist Klaus Bednarz die Fernsehzuschauer, Zuhörer und Leser gleichermaßen in seinen Bann zieht: Da sind erstens die Reiseziele. Der Baikalsee, Ostsibirien, Alaska oder Patagonien und Feuerland mit dem sagenumwobenen Kap Hoorn. Eher nicht die Destinationen des mitteleuropäischen Pauschaltouristen. Oder besser: unerreichbar. Und gerade deswegen so faszinierend, Sehnsucht weckend. Oder wie Festival-Leiter Josef Zierden es ausdrückte: "Wenn der Starreporter der ARD auf Reisen geht - an den kältesten Punkt, an den tiefsten See der Erde, ja an das Ende der Welt -, dann reisen Millionen Menschen mit. Zu Hause im Sessel." Wohin bei der Lesung in Adenau die Reise gehen sollte, war angesichts der Südamerika-Landkarte auf der Bühne rasch klar: nach Patagonien und Feuerland, ans südliche "Ende der Welt", wie der Titel von Bednarz´ jüngstem Buch lautet. Doch die beeindruckenden Bilder, die der 63-Jährige von dort mitbrachte, machen den Reiz seiner Berichte, Schilderungen, Momentaufnahmen nur zur Hälfte aus. Zwar findet der Leser auch bei ihm Schilderungen üppigster Vegetation oder fantastischer Anblicke ("Die gleißende Mittagssonne zaubert Myriaden wild tanzender Punkte auf die grünlichen Wellen, die sich im breit ausladenden Kiesbett des Flusses kräuseln - Lichtreflexe, aufblitzend und verlöschend wie Sternschnuppen"). Aber: Verklärende Blicke sind sein Ding nicht, nie gewesen. Immer wieder kommt der hartnäckige Rechercheur, der unbequeme und kritische Journalist zum Vorschein, der Bednarz nie aufgehört hat zu sein. Die Begegnungen mit den dort am Ende der Welt lebenden Menschen, die Darstellung ihrer Existenznöte, ihres kulturellen Untergangs, ihres Aussterbens wird bei ihm um des schönen Bildes willens nie verschwiegen. "Ich möchte das Schicksal dieser Menschen und Kulturen, an deren Niedergang vielfach unsere Vorfahren Schuld sind, sei es durch Kolonialisierung oder Missionierung, vor dem Vergessen bewahren. Zumindest ein wenig", bekennt er - wohl wissend, dass er allenfalls zum Nachdenken anregen kann. So endet er bewusst mit der Schilderung eines Treffens mit einer alten Yamana-Indianerin, der letzten von etwa 70 verbliebenen auf Feuerland, die noch die Sprache ihres Stammes spricht. "Und dann, nach einer Weile, sagte sie noch zu uns: Es ist gut, dass ihr hier wart. Bald werden wir sowieso vergessen sein", berichtet Bednarz. Ohne weitere Erläuterungen.

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