Vom Kopf auf die Füße

TRIER. Schaffen die Antikenfestspiele 2007, was seit der Gründung nicht gelang? Das kühne Bühnenbild des Architekten Francois Valentiny sieht vor, das Publikum erstmals auf die Ränge des Amphitheaters zu setzen und den Innenraum komplett für eine Bühnenlandschaft zu nutzen. Die Realisierung scheint nicht ausgeschlossen.

 Wuchtige Bühnenlandschaften, viel Platz fürs Orchester: So will das Duo Schildknecht (links) und Valentiny das Amphitheater gestalten. Foto: privat

Wuchtige Bühnenlandschaften, viel Platz fürs Orchester: So will das Duo Schildknecht (links) und Valentiny das Amphitheater gestalten. Foto: privat

Die beiden Herren, die da so emsig in einem Architekturbüro im Luxemburgischen Remerschen vor sich hin tüfteln und werkeln, haben Großes vor. Kurt Josef Schildknecht, Theaterregisseur und langjähriger Intendant in Saarbrücken, und Francois Valentiny, Architekt des neuen Salzburger Mozart-Festspielhauses, bringen bei den Trierer Antikenfestspielen 2007 die Monumental-Oper "Samson und Dalila" heraus. Valentiny, als streitbares Mitglied des Trierer Architekturbeirats ebenso geschätzt wie gefürchtet, frönt bei seinem Debüt als Bühnenbildner seinem Faible für große Lösungen. Eine riesige Bühnenlandschaft soll entstehen, inklusive großzügigem Platz für das Orchester - alles im Innenraum (Modell-Abbildungen: www.volksfreund.de/extra). Valentiny will ebenso wenig wie Schildknecht in den Kopf, dass im Amphitheater das Publikum seit Jahren auf Tribünen mitten im Innenraum sitzt und die Bühne an die Seite geklatscht ist. "Das ist doch verrückt, optisch und akustisch", sagt der Mann mit der bekannten Neigung zum Klartext. Diese Erkenntnis ist freilich nicht neu. Schon Gründungsintendant Lukas-Kindermann schimpfte über den merkwürdigen Aufbau, der das Raum-Erlebnis in der antiken Kampfbahn auf Reclam-Format schrumpfen ließ. Aber er biss sich die Zähne an den Denkmalschützern aus, die eine Bebauung der (historisch eher bedeutungslosen) Ränge kategorisch ablehnten, weil sie eine optische Verschandelung der Anlage befürchteten. Inzwischen ist seit diesen Grundsatzdebatten ein Jahrzehnt vergangen, und der Pulverdampf hat sich verzogen. Der Denkmalschutz ist flexibler geworden, aber auch die Planungen der Festspiel-Macher: Sie gehen nicht mehr von einer dauerhaft installierten Tribüne auf den Rängen aus, sondern von einer temporären Lösung, die nach der Festspiel- und Konzert-Saison wieder abgebaut werden kann. Der Chef von Burgen, Schlösser, Altertümer Rheinland-Pfalz und Amphitheater-Hausherr Thomas Metz habe "Zustimmung signalisiert", sagt Festspiel-Intendant Gerhard Weber. Auch im Kultur-Ausschuss der Stadt sei die Idee auf positive Resonanz gestoßen. "Alle finden das gut", sagt Weber, "weil sie erkennen, welche immense Attraktivitäts-Steigerung das den Festspielen bringt". Freilich hat der allseits befürwortete Plan auch einen Pferdefuß. Die benötigten Sitzplätze können nicht einfach so in die grasbedeckten Ränge des Amphitheaters eingepflügt werden. Zum Schutz der Substanz bedarf es einer Tribünen-Konstruktion, die quasi über der Hangwiese installiert und auf wenigen Pfosten verankert wird. Technisch ist das machbar, in anderen antiken Arenen hat man gute Erfahrungen mit "schwebenden" Tribünen gemacht. Aber das Knowhow und die ausgeklügelte Technik kosten Geld. Auf gut 50 000 Euro beziffert Gerhard Weber die voraussichtlichen Zusatzkosten für Aufbau und Leihgebühr. "Wir werden alle Anstrengungen unternehmen, um eine Finanzierung zu sichern", verspricht der Intendant - und denkt dabei ans Land Rheinland-Pfalz, und an Sponsoren und Förderer.

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