Vom Kristallschädel bis zum Alien-Haupt

Völklingen · Ob Erinnerung an den Tod, Siegestrophäe, Kunstgegenstand oder gar Mode-Accessoire - Schädel waren und sind Kultobjekte in aller Welt. Eine Ausstellung in der Völklinger Hütte widmet sich ab Samstag diesem Phänomen.

Völklingen. In einem Internetforum von Fans der US-Abenteuerfilme um Indiana Jones wird bereits auf die neue Ausstellung im Weltkulturerbe Völklinger Hütte hingewiesen. Denn da gibt es unter anderem den Schädel aus dem Film "Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels" (2008) zu sehen. "In Völklingen also ...", schreibt ein Fan, "ich musste ja erst einmal nachschauen, wo das überhaupt ist."
Große Ähnlichkeiten


Es sind denn auch vor allem Exponate wie diese, die der Schau Attraktivität verleihen. Denn ein Großteil der rund 250 gezeigten Schädel aus 170 000 Jahren Menschheitsgeschichte haben zuallererst eines gemeinsam: Sie gleichen sich. Mögen sie von Mann oder Frau stammen (es sind kaum Unterschiede auszumachen), aus der Steinzeit oder aus dem 19. Jahrhundert, aus Afrika oder aus Ozeanien: Es sind und bleiben Schädel.
Die meisten Exponate stammen aus der Sammlung des Darwinisten Gabriel von Max (1840-1915), die 1917 von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim erworben wurde. Der Ankauf erfolgte mit finanzieller Unterstützung von August Röchling, dessen Familie unter anderem die Völklinger Hütte betrieb. Damit ist eine historische Anbindung zum Ausstellungsort gelungen. Die Schädel liegen geheimnisvoll angestrahlt vor den Gebläsemaschinen, die einst von den genialen Ingenieuren erdacht wurden.
Die Ansicht, dass die Exponate zudem auch besonders gut in die Gebläsehalle der Hütte passen, weil der Schädel "seit der Aufklärung als Sitz des Denkens gilt" und die Völklinger Hütte als große Ingenieurleistung aus eben so einem Schädel hervorgegangen sei, wie Generaldirektor Meinrad Maria Grewenig erklärt, erscheint dagegen arg verkopft.
Für die Neandertaler war der Schädel vor allem ein Gebrauchsgegenstand, für Kelten eine Siegestrophäe und Quelle der Kraft. Christen und Naturvölker sehen oder sahen in ihm ein Symbol für Vergänglichkeit und Nähe zu den Ahnen. In der modernen Konsumwelt sind Totenkopf-Motive schlicht hipp. Als segensreich erweist sich, dass die Völklinger Ausstellungsmacher die 2011/12 in den Reiss-Engelhorn-Museen gezeigte Schau um zahlreiche Exponate aus ebendieser Alltags- und Popkultur erweitert haben. Neben dem gläsernen Schädel aus "Indiana Jones" starren den Besucher so etwa der Roboterkopf des "Terminators" Arnold Schwarzenegger oder die Darth-Vader-Maske aus der legendären Science-Fiction-Filmreihe "Star Wars" an.
Sehr schön vor Augen führt die Schau zudem, wie das Symbol des Totenkopfs bis heute instrumentalisiert wird. Vor gut 70 Jahren zierte es noch die SS-Uniform (eine Schirmmütze ist ausgestellt), nur ein paar Jahrzehnte später die angesagten Plattencover der Bands Motörhead, Metallica oder Grateful Dead, die ebenfalls zu sehen sind. Wie auch das: Inzwischen prangt der Totenkopf sogar auf den Einkaufstaschen eines Schuhgeschäfts.
Thematisiert haben den Schädel schließlich auch einige Urban-Art-Künstler in Bildern, die sie eigens für die Ausstellung anfertigten. Diese Tatsache nährt ebenso wie der Titel der Ausstellung ("Schädel - Ikone. Mythos. Kult") den Verdacht, dass die Schau dazu neigt, den von ihr beschriebenen Kult überhaupt erst zu erschaffen. Darüber mag auch ein kleiner Totenkopf aus Alabaster und Quarz, der aus der Hand des legendären Leonardo da Vinci stammen soll, nicht hinwegtäuschen.
Die Ausstellung ist geöffnet ab 25. Juli bis 3. April 2016 täglich von 10 bis 19 Uhr (ab November von 10 bis 18 Uhr) im Weltkulturerbe Völklinger Hütte. Eintritt: 15 Euro, ermäßigt 13 Euro. Besucherservice: 06898/9100-100,
visit@voelklinger-huette.org

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