Munzlinger Vom Meer und seinen Seglern

Drei Generationen der Familie Munzlinger haben die laufende Ausstellung in der Casa Tony M in Wittlich gestaltet. Zu sehen sind nicht nur Gemälde.

 Die Leidenschaft für das Meer und das Segeln liegt bei den Munzlingers in den Genen. Drei Generationen zeigen ihre Werke zum Thema „Segel, Wind und Wellen“.

Die Leidenschaft für das Meer und das Segeln liegt bei den Munzlingers in den Genen. Drei Generationen zeigen ihre Werke zum Thema „Segel, Wind und Wellen“.

Foto: TV/Eva-Maria Reuther

„Sage mir, Muse, vom Mann, dem Vielgewanderten“, beginnt Homers berühmtes Epos vom antiken Helden Odysseus, der nach langen Irrfahrten, eben seiner „Odyssee“, endlich nach Ithaka zurückkehren kann. Nun wird man Tony Munzlinger kaum für einen antiken Krieger oder Heroen halten, vielgewandert und sturmerprobt wie der Ithaker ist der umtriebige Künstler allerdings allemal, der einst von Wittlich auszog, die Welt zu erobern, bevor er vor Jahren in Italien an Land ging. Nicht allzu weit vom Thyrrenischen Meer, was sich quasi versteht.

Denn wie Odysseus ist der 1934 geborene Maler, Cartoonist und Grafiker ein passionierter Segler, fasziniert vom launischen Meer, dessen unstete Wellen so manchem als Sinnbild des Lebens gelten. Immer wieder brach der Künstler übers Meer zu neuen Ufern auf, auch auf Odysseus Spuren, wie einmal mehr in der aktuellen Ausstellung „Segel, Wind und Wellen“ im Museum Casa Tony M. in Wittlich zu sehen ist.

Ein ausgesprochen intimes Zeugnis künstlerischer Gedanken ist sein Segeltagebuch „Unterwegs mit Odysseus“, das bei der Arbeit zur gleichnamigen Fernsehserie entstand. Was Munzlinger auf dieser „Irrfahrt“ bewegte, hat er gewohnt witzig wie scharfsichtig darin festgehalten.

Aber nicht nur das. Tony Munzlinger hat seine Leidenschaft fürs Meer ganz offensichtlich vererbt. Gleich drei Generationen setzen in der bunten, herrlich luftigen Sommerschau die Segel. Mit von der Partie ist Sohn Peter, Segler und leidenschaftlicher Surfer, der – wie ein altes Foto zeigt – schon als Kind an seinen Segeln bastelte.

Sein Hobby hat er zum Beruf gemacht. Heute arbeitet er quasi in der Segel Haute Couture als Chefdesigner des Seglerausstatters Gaastra. Gleich in seiner ersten Saison dort kreierte er ein Weltmeistersegel.

Von der Kölner Firma sind für die Ausstellung neben ein paar Original Windsurf Segeln auch fantastische Archiv-Fotos ausgeliehen, die nicht nur atemberaubende Aufnahmen von der unbändigen Lust am Wellenreiten zeigen, sondern auch vom grandiosen Schauspiel der Wellen. Die berühmte „Große Woge“ des Japaners Hokusai wird darin lebendig.

Das Meer als Traumlandschaft im wechselnden Licht des Tages zeigen die Fotografien von Lorenzo, Munzlingers ebenfalls segelndem und surfendem Enkel. Für den jungen Künstler ist das Meer allerdings nicht nur unbeschwerte Sommerlust. In seinen Fotos wird es zum stillem geheimnisvollen Echoraum der Seele, nicht zuletzt für bisweilen düstere Träume und Sehnsüchte. In solcher Widersprüchlichkeit ist das Werk des Großvaters nah.

Auch dessen Bilder vom Meer und seinen Seglern sind Zwitterwesen. Hinter der Leichtigkeit seiner Sommer-Segler-Freude lauern Unzulänglichkeit und düstere Ahnungen. So wie im Gemälde „Ozean mit Plastikmüll“, bei dem unschuldig weiße Segelschiffe über das vermüllte Meer ziehen.

Die Ausstellung „Segel, Wind und Wellen“ ist bis 29. September  in der Casa Tony M. zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Samstag 11 bis 17 Uhr; Sonn- und Feiertage 14 bis 17 Uhr. Mehr Infos gibt es online unter www. kulturamt.wittlich.de

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