Vom SS-Offizier bis zur verschrobenen Tunte

Luxemburg · Dominique Horwitz hat mit einem preisgekrönten Theaterstück über den berühmten Transvestiten Charlotte von Mahlsdorf ein Gastspiel im ausverkauften Luxemburger Kapuzinertheater gegeben. Dabei beeindruckte der deutsche Schauspieler das Publikum mit seiner Wandlungsfähigkeit.

 Dominique Horwitz beeindruckt mit großer Wandlungsfähigkeit. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Dominique Horwitz beeindruckt mit großer Wandlungsfähigkeit. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Luxemburg. (dt) Charlotte von Mahlsdorf ist der wohl berühmteste deutsche Transvestit des vorigen Jahrhunderts gewesen und hat mit der Nazizeit und dem DDR-Regime zwei homosexuellen-feindliche Diktaturen überlebt. Sein schillerndes Leben brachte der bekannte deutsche Schauspieler Dominique Horwitz im Luxemburger Kapuzinertheater als "one-man-show" auf die Bühne.

Versteckspiel in der DDR



Im Pulitzer-preisgekrönten Drama "Ich mach ja doch was ich will!" des Amerikaners Doug Wright spielt er Charlotte von Mahlsdorf und alle Nebenrollen, spielt virtuos mit den verschiedenen Sprachstilen und Eigenarten der Charaktere vom SS-Offizier bis zur verschrobenen Tunte.

Charlottes Jugend im Berlin der Nazis, ihre Leidenschaft für "Museen, Möbel und Männer", das Versteckspiel in der DDR und der zweifelhafte, durch Vorwürfe der Stasi-Spitzeltätigkeit getrübte, späte Ruhm im wiedervereinigten Deutschland sind Thema des Stückes. Ganz schön viel Stoff für ein Leben und vor allem für einen zweistündigen Theaterabend. Da kann die Inszenierung nur an der Oberfläche kratzen, trotz eines - besonders im zweiten Teil des Stückes - glänzenden Horwitz bleiben die großen Gefühle bei den Zuschauern im vollbesetzten Kapuzinertheater aus. Lustig ist es nicht wirklich, richtig traurig schon gar nicht, zu wenig leidet man mit Charlotte von Mahlsdorf, ihre autistischen Züge und Verschrobenheit machen eine Identifikation mit der Figur nicht leicht. Aber das ist wohl auch so nicht gewollt, es fällt leicht, Distanz zu halten. Distanz zum Zwiespalt des bekennenden und doch stets auf den persönlichen Vorteil bedachten Transvestiten, dessen Überlebenswillen und Unbeugsamkeit sicherlich als Fanal der Unangepassten gelten kann - persönlich jedoch nicht zu fesseln vermag.

Der herzliche Applaus des Publikums gilt vor allem Dominique Horwitz.

Didier und Josy Eiles aus Luxemburg bringen es auf den Punkt: "Ein hervorragende schauspielerische Leistung und ein ganz unterhaltsamer Abend."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort