Von der Eindringlichkeit der leisen Töne

Trier · Noch bis zum Monatsende erinnert der Trierer Kunstverein Junge Kunst an den Bildhauer Pierre Wéber, der zuletzt in Trier gelebt hat. Seine kleinen, leisen Arbeiten sind die eindringlichsten der Ausstellung.

 Skulptur von Pierre Wéber mit Zeichnungen im Hintergrund. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Skulptur von Pierre Wéber mit Zeichnungen im Hintergrund. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Trier. Sein künstlerisches Ringen sei angesiedelt zwischen Bewegung, Spontanität und klassischer Bildhauerdisziplin, berichtet Pierre Wéber in einem seiner Kataloge. In der kleinen, aber feinen Ausstellung, die derzeit in der Galerie Junge Kunst in Trier zu sehen ist, können Besucher an Beispielen nachvollziehen, wie der Arbeitsprozess des 2002 verstorbenen Bildhauers verlief, von den ersten Gedanken über immer neue Variationen (seine "barocken Schübe" nennt Wéber das) bis hin zum vollendeten Werk.
Eine besondere Rolle bei diesem Suchen spielt, wie bei klassischen Bildhauern üblich, die Zeichnung. "Die Zeichnung bleibt das Ventil der barocken Schübe", schreibt Wéber. Sie gelte es zu disziplinieren - soll heißen, in die endgültige Form zu bringen.
Philosoph mit Papier


Der 1947 geborene Franzose, der in Paris studierte und seit 1997 in Trier lebte, arbeitete mehrere Jahre als Dozent an der Europäischen Kunstakademie in Trier. Der Stein war Wébers bevorzugtes Material, was auch die Schau in der Karl-Marx-Straße am konkreten Beispiel verdeutlicht. Im Stein finden Wébers gesamte Gedankenwelt und ihr Erfindungsreichtum ihre zumindest vorläufig endgültige Form. Die eigene Dialogfähigkeit und Experimentierfreude kommt zum Vorschein, wenn er den Stein mit anderen Materialien ins Gespräch bringt.
"Eigentlich war er ein Philosoph", erinnert sich Wébers Witwe Gisela Siepmann-Wéber an ihren Mann. Gerade seine feinen kleinen Papierarbeiten sind dem Philosophen im Künstler geschuldet. Sie sind auch die leisesten, aber die eindringlichsten Arbeiten dieser Schau. Um es mit dem Titel der Ausstellung, "sprich leiser ...", auszudrücken: Je leiser Wéber spricht, umso vernehmlicher klingt er.
Es ist schön, dass sich ein Trie rer Kunstverein aufgemacht hat, an diesen Künstler zu erinnern, der ohne Frage die regionale Kunstszene belebt und erfrischt hat. Und dessen Werk gleichermaßen von einer großen Liebe zum Experiment, wie von der Auseinandersetzung mit der Ästhetik des Geistes und der Form zeugt. er
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. Oktober in der Trierer Galerie Junge Kunst in der Karl-Marx-Straße zu sehen. Öffnungszeiten: samstags und sonntags von 14 bis 17 Uhr sowie nach Vereinbarung, Telefon 0651/9763840.

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