Von der Geschichte zur Kunst

Über 100 Studierende aus drei Ländern haben im Jahr der Kulturhauptstadt an dem Projekt "Erinnerungsräume" teilgenommen. Sie schauten sich architektonische Überbleibsel des Krieges an und arbeiteten dann künstlerisch zu den Themen Krieg und Erinnerung. Die Ergebnisse werden ab Sonntag, 21. Oktober, in einer Ausstellung präsentiert.

 Eine Hinterlassenschaft des Krieges wird zum Kunstobjekt: Sechs Studierende verpassten dem Westwall bei Orscholz einen Farbanstrich. Foto: FH-Projekt „Westwall – Eine Wunde heilt“

Eine Hinterlassenschaft des Krieges wird zum Kunstobjekt: Sechs Studierende verpassten dem Westwall bei Orscholz einen Farbanstrich. Foto: FH-Projekt „Westwall – Eine Wunde heilt“

Trier. Er ist groß, klobig, trist und dennoch längst ein Teil des Stadtbildes: der Hochbunker in Trier-Nord. Heute dient er Bands als Proberaum, und nicht jeder denkt beim Anblick daran, dass er einst zum Schutz vor Kriegsangriffen gebaut wurde. Doch im Grunde erinnert er daran. In Trier und der Großregion gibt es zahlreiche historische Zeugnisse dieser Art. Studierende der Fachhochschule (FH) Trier begaben sich im Jahr der Kulturhauptstadt auf diese Spurensuche. Ihr Projekt: "Erinnerungsräume". Rund 100 Teilnehmer beschäftigten sich in zwei Semestern mit dem Thema. Nicht nur die FH machte mit, auch die "Ecole Supérieure d'Art" in Metz, die "Ecole Supérieure d'Art" in Epinal (beide Frankreich) und die "Académie Royale des Beaux Arts" in Lüttich, Belgien. "Das Besondere an dem Projekt war, dass wir uns zunächst wissenschaftlich mit dem Thema Krieg auseinandergesetzt haben, dann künstlerisch", sagt Anna Bulanda-Pantalacci, Professorin für Kommunikationsdesign an der FH und eine der Projektleiterinnen.Die Teilnehmer besichtigten die Betonhöckerreihen, die das Heranrücken alliierter Truppen und Fahrzeuge im Zweiten Weltkrieg erschweren sollten, bei Orscholz, den Bunker in Merzig-Besseringen und das KZ Hinzert. Außerdem diskutierten sie über die Geschichte. Dann ging es an die künstlerische Arbeit. Herausgekommen sind Fotografien von Bunkeranlagen, Installationen, die sämtliche Kriege der Menschheit auflisten oder eine Aktion an der Höckerlinie: Sechs Studierende malten Höcker an und machten so aus einer Hinterlassenschaft des Krieges ein Kunstobjekt.Im vergangenen Sommersemester hatte das Projekt einen sozialen Schwerpunkt: Dabei arbeiteten FH, das Bürgerhaus Trier-Nord und Bewohner des Stadtteils zusammen. Studierende erarbeiteten mit Kindern der Ambrosius-Grundschule Entwürfe, wie der Bunker freundlicher gestaltet werden könnte. Eine Studentin sprach mit Asylbewerbern und fragte nach Erinnerungsstücken aus deren Heimat. Sie bekam unter anderem einen Fünf-Euro- Schein, den ein Afrikaner von seiner Mutter erhalten hatte, um in Europa anzufangen, und ein altes Hochzeitsbild.Das Projekt "Erinnerungsräume" geht nun seinem Finale entgegen. Am Sonntag, 21. Oktober, beginnt eine Ausstellung, in der rund 60 Werke der Studierenden gezeigt werden. Der Ausstellungsort ist die ehemalige französische Gendarmerie Feuvrier (Moselufer) in Trier-Nord. "Wir wollten einen Ort, der zu dem Projekt passt", sagt Bulanda-Pantalacci, "Die Gendarmerie wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von den französischen Besatzern genutzt." Die Ausstellungsfläche beträgt rund 1000 Quadratmeter, die Ausstellung wird sich über drei Etagen erstrecken. Die Ausstellung beginnt am Sonntag, 21. Oktober, um 12 Uhr mit der offiziellen Eröffnung. Bis Sonntag, 28. Oktober, ist sie täglich von 14 bis 20 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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