Von der Lippe und wie er die Welt sieht

Trier · Comedy stellt die Realität stets schlimmer da, als sie ist, sagt Jürgen von der Lippe. Damit habe man gleich den doppelten Genuss - erst lachen alle und merken dann: So schrecklich ist alles gar nicht. In seinem Programm "So geht\'s" in der Trierer Europahalle nimmt der Komiker sich selbst und die Welt auf die Schippe.

90 Kilo virtuelles Marzipan, so beschreibt sich der Mann mit dem Hawaii-Hemd. Jürgen von der Lippe ist nicht zum ersten Mal in Trier. Abgenommen habe er. "Bei Windstärke drei traue ich mich gar nicht mehr aus dem Haus." Das könne zu Alzheimer führen. Warum? Das habe er schon vergessen. Hahaha. Ein Kalauer zum Schenkelklopfen.
Doch damit nicht genug. Jetzt möchte der Mann mit den Papageien auf dem Hemd eine Fanfare vom Publikum. Die Zuschauer singen brav "tata" und klatschen. Zur Belohnung beginnt nun das eigentliche Programm. Zwei Dienstleitungen zum Preis von einer kündigt von der Lippe den etwa 900 Zuschauern in der Europahalle an - einen Comedy-Crash-Kurs für ältere, angehende Comedians und ein bisschen Lebenshilfe für Senioren im Allgemeinen. Wie das geht? Ganz einfach! So geht\'s: mit schöner Volksmusik. Die sei für einen gelungenen Abend unabdinglich. "Die eine Hälfte findet sie toll, die andere nicht. Aber das sind dann jene, die besoffen am lautesten mitgröhlen." Er selbst sei natürlich kein Fan von Volksmusik - i wo -, aber er jodle nun mal so gerne, und zu Techno sei Jodeln ganz einfach unpassend.
Herzzerreißende Geschichten


Dann singt Jürgen von der Lippe ein Lied über die Gurke, die bei keinem Büffet fehlen darf, und eines über den Kühlschrank, der sein liebstes Möbelstück ist. Mario Hené mit langem Bart und Ringelstrümpfen, eine exotische Mischung aus Räuber Hotzenplotz und Pippi Langstrumpf, begleitet den Comedian auf der Gitarre. Wolfgang Herder spielt Keyboard. Und, wer hätte das gedacht, auch die Journalisten bekommen ihr Fett weg. "Es sind immer die gleichen Fragen, und deswegen kann man sich gut auf sie vorbereiten", erklärt Fachmann von der Lippe. Auf die Frage nach seiner Kindheit müsse man stets eine herzzerreißende Geschichte parat haben, die etwa so geht: "Ich hatte einen furchtbar dicken Kopf als Kind. Meine Mutter wollte mich dann mästen, damit mein Rumpf wächst. Ich wurde Jagdwurst-Jürgen genannt."
Sein Comedy-Konzept gefällt: "Ich liebe das Spontane an ihm. Er beherrscht einfach jede Situation", schwärmt Serwe Dahmen (56) aus Habscheid (Eifel). Und Hedwig Hennen (63) aus Hentern (VG Kell) meint: "Er ist so cool und witzig. Die Mischung aus Liedern und Erzähltext stimmt einfach." Bernd Gabriel (54) aus Mülheim an der Mosel war schon von-der-Lippe-Fan, als dieser noch kein großer Star war. "Es ist herrlich, wie er sich selbst und die Leute auf die Schippe nimmt." Ja ja, Comedy mit Jürgen von der Lippe: So geht's.

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