Von der Vielseitigkeit der Kunst

Bitburg · Mit einer ausgesprochen abwechslungsreichen wie verdienstvollen Schau eröffnet das Haus Beda seinen neu gestalteten Garten.

 „Reise mit dem Wal“ ist der Titel dieser Arbeit von Albert Hettinger.Foto: Veranstalter/albert Hettinger

„Reise mit dem Wal“ ist der Titel dieser Arbeit von Albert Hettinger.Foto: Veranstalter/albert Hettinger

Bitburg. Da steht er, anrührend und still in sich gekehrt, der wunderbare Orpheus von Gerhard Marcks. Um ihn herum posieren andere Berühmtheiten der Kunst- und Geistesgeschichte wie Donatellos kecker David oder Schadows Prinzessinnen.
Als Empfangskomittee stehen die historischen Skulpturen aus der Sammlung des Hauses Beda in der Eingangshalle bereit, um Besucher der aktuellen Ausstellung gleichsam hinüberzuführen auf die "andere Seite" sprich zur zeitgenössischen Kunst.
"Jeder muss durch die Kunstgeschichte hindurch", erklärt Kurator Albert Hettinger das geballte Skulpturenaufgebot, das an die Präsentation traditioneller Steinsammlungen erinnert, "um hinüberzukommen auf die andere Seite".
Der gleichlautende Titel der Schau ist mehrdeutig. Er meint gleichermaßen die unterschiedlichen Räume und Präsentationsflächen wie die vielfältigen künstlerischen Positionen.
Bildwerke von 13 internationalen Künstlern versammeln sich im neu gestalteten Garten des Hauses, an den Außenwänden und in den beiden Räumen der Neuen Galerie im Erdgeschoss. Darunter sind Skulpturen, Wandobjekte, Installationen und Gemälde.
Gerade im Außenraum ist das Zusammenspiel von Raum und Kunst vielfach hervorragend gelungen. Wie bei Christoph Manckes kraftvoller Corten-Stahl-Skulptur, die den Garten gegen die Straße abschirmt und in ihrer Faltung dennoch Bewegung und Durchlässigkeit ermöglicht. Martine Andernachs Stahlwinkel ragt mutwillig aus der horizontalen Mauerkante und löst sie aus ihrer linearen Gleichförmigkeit. Anmutig neigt sich Sigrun Olafdottirs zierliche Stahlarbeit dem mittigen Rasen entgegen, dessen Rund sie längst verinnerlicht hat. Gegenüber ist Albert Hettingers massiger "Steinwal" gestrandet.
Auf der Außenmauer wirkt Nicolas Baeyens grün patinierter Soldat mit Antenne neben Hanns Scherls Bär wie die Karikatur von Macht und Masse. Allerdings wird auch bei dieser Ausstellung deutlich, dass erläuternde Kommentare Kunstwerke nicht unbedingt besser machen, höchstens die Absichten der Künstler verständlicher. So geht Jan van Munsters Neoninstallation an der Gartenfassade des Hauses Beda ebenso wie die übrigen Außenwandinstallationen nicht über Dekoratives hinaus.
"Es muss möglich sein, mit einer einzigen Linie eine ganze Geschichte zu erzählen", wird der Künstler im Katalog zitiert. Schon recht. Seine Bitburger Geschichten bleiben allerdings eindimensional. Klaus Schmitt hat Hanns Scherls Kranichbrunnen aus den 70er Jahren unter einem temporären Holzkubus verschwinden lassen, dessen abfallende Oberkante und aufmontierten Aluminiumplatten den Eindruck von Dekonstruktion und Provisorium vermitteln.
Seinen umgestülpten Holzbehälter begreift Schmitt als Fassung von Leere. Eine gängige bildhauerische Übung, nur dass hier ein manifester Inhalt vorhanden ist. Für Kurator Hettinger bedeutet das Werk einen Hinweis auf die "andere Seite" Scherls, sprich seine strittige Arbeit im Dritten Reich. Schick geht es erst mal im Haus selbst zu. Im Foyer empfängt eine recht geschmäcklerische Licht- und Spiegelarbeit von Christoph Dahlhausen den Besucher. Als eindrucksvoller Maler stellt sich im ersten Galerieraum dagegen Steinbildhauer Betrand Ney aus Luxemburg vor. Ästhetisch und inhaltlich eindrücklich ist auch Hyan Ju Do`s Arbeit über die Weltsicht der anderen. Es lohnt sich, nach Bitburg zu reisen.
Internationale Skulpturenausstellung im neuen Garten des Hauses Beda. Ausstellung im Garten bis 30. Oktober geöffnet, Ausstellung in der Neuen Galerie bis 16. September geöffnet.
Öffnungszeiten: Garten 9-20 Uhr; Neue Galerie Dienstag - Freitag: 15- 18 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag: 14-18 Uhr,
Tel.: 06561-9645-0

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