Von der Wirklichkeit der Bildwelten

Bitburg · Neue Bildwirklichkeiten inszeniert Thomas Wrede eindrücklich im Haus Beda in Bitburg. Die Ausstellung des angesehenen Fotokünstlers ist ein Beitrag zum Europäischen Monat der Fotografie.

 Thomas Wrede vor seiner Arbeit „Gas Station“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Thomas Wrede vor seiner Arbeit „Gas Station“. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Bitburg. Was ist die Wirklichkeit? Eine Konstruktion aus Form und schöpferischem Tun. Zumindest darin sind sich die Philosophen seit langem einig. Spannend ist seit jeher auch die Frage, was wir von dieser Wirklichkeit wahrnehmen. Auf jeden Fall bleibt es bei Bruchstücken, Ausschnitten und Bildern.
All diese Gedanken gehen einem durch den Kopf, wenn man sich im Haus Beda die Fotoarbeiten von Thomas Wrede ansieht. Der Fotograf, der in Münster lebt, schafft in seinen großformatigen Farbfotografien neue Bildwirklichkeiten, indem er Versatzstücke unserer realen Lebenswelt kombiniert, sie verfremdet und in neue Zusammenhänge fügt. Dabei entstehen spannende, manchmal witzige Bilder von großem Reiz.
Vier Werkgruppen zeigt die gut gehängte Ausstellung. In der frühen Serie "Magic Worlds" trifft die Kulissenwelt der Freizeit- und Erlebnisparks auf die sie umgebende Landschaft. Die Serie "Domestic Landscapes" (Heimische Landschaften) verbindet augenzwinkernd die meist recht biederen Einrichtungsgegenstände bürgerlicher Wohnungen mit exotischen Fototapeten zum Bild gutbürgerlicher Traum- und Lebenswelten.
Neue Bilder entstehen


In "Manhattan Picture Worlds" durchdringen sich Werbe- und Alltagswelt und werden zur neuen bildmächtigen Lebenswirklichkeit. Neue Bilder zu schaffen ist Antrieb und Ziel für Wredes künstlerische Arbeit. "Mir geht es letztlich um Bilder", sagt der Künstler. Ursprünglich hatte der Fotograf Malerei studiert. Bis heute bleibt der Maler mit seinem Anspruch an eine schlüssige Komposition, an stimmige Farbwerte und Formen, an Perspektive, Licht und Schatten in Wredes Fotoarbeiten sichtbar.
Besonders eindrucksvoll belegt das seine Werkgruppe "Real Landscapes". Darin werden Natur und Landschaftsausschnitt zur großen Bühne, die er mit einem Inventar ausstattet, das nicht ins Umfeld zu passen scheint. So wie die Brücke über die Sandwüste oder die urbane Hochhaussiedlung in der Wildnis, zwei Bilder der Bedrohung wie der Absurdität.
Wrede geht es allerdings nicht um Alltagslogik oder gar Überraschungseffekte, sondern um die Anmutung der Form. Sein Werk macht einmal mehr das Eigenleben der Bilder und ihre Autonomie deutlich. Auch wenn sie sich der Wirklichkeit als Requisite bedienen, bleiben sie Vorstellung, vielleicht Sinnbild. Das ist neben der Frage nach der Wahrnehmung von Wirklichkeit die eindringlichste Botschaft, die aus dieser interessanten Schau herüberkommt.
Die Ausstellung ist noch bis 23. Juni zu sehen. Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag, Sonntag und an Feiertagen 14 bis 18 Uhr. Kontakt: Telefon: 06561/96450, www.haus-beda.de

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