Von ganz unten nach ganz oben

IRREL. Wegen Yul Brunner flog sie von der Schauspielschule, von O.W. Fischer wurde sie fast vergewaltigt, und Lex Barker wollte sie einst heiraten. Die männlichen Filmstars begehrten Senta Berger, und das Publikum liebt sie: Morgen liest die Schauspielerin in Irrel aus ihrer Autobiografie.

Es gibt wohl kaum einen Filmstar der 60er- und 70er-Jahre, mit dem Senta Berger nicht zusammengearbeitet hat: Kirk Douglas, Charlston Heston, Frank Sinatra, Alain Delon, Heinz Rühmann oder Curd Jürgens - um nur einige zu nennen. Senta Berger ist eine, die es von ganz unten nach ganz oben geschafft hat. Ihre Eltern lebten in einer ehemaligen Schule, die von der Stadt wegen der Wohnungsnot nach dem Krieg in ein Mietshaus umgebaut worden war. Abends mussten die Stühle auf den Tisch gestellt werden, um das Klappbett der Eltern aufzustellen. Der Vater war Komponist, die Mutter verdiente sich als Putzfrau etwas Geld dazu.Mit dem Vater trat Senta als kleines Kind bei Betriebsfeiern, Weihnachts- oder Faschingsveranstaltungen auf. Er begleitete Sänger und Komiker am Klavier und eben auch seine Tochter, die im rosafarbenen Tüllröckchen tanzte. Mit sechs Jahren wurde sie von einer fremden Frau beobachtet, die der Mutter sagte: "Das Kind ist begabt, das Kind muss tanzen lernen". Kurz danach begann sie mit Ballett und Ausdruckstanz.

Nach zehn Jahren, mit 16, quittierte sie den Unterricht und wurde am berühmten Max-Reinhardt-Seminar in Wien aufgenommen - später aber wieder rausgeschmissen, weil sie unerlaubt an Dreharbeiten teilnahm. "Sollte ich ein Angebot abschlagen, mit Yul Brunner zu spielen?". Es folgten zahlreiche Filme zusammen mit internationalen Schauspielern und Regisseuren, von denen viele mehr von ihr wollten. O.W. Fischer beispielsweise konnte sie nur durch eine heftige Ohrfeige abwehren. Der Star sah sich am nächsten Tag genötigt, sich bei Berger mit 65 roten Rosen zu entschuldigen.

1966 heiratete sie den Berliner Filmregisseur Michael Verhoeven. Nach der Geburt ihres ersten Sohnes Simon Vincent 1972 widmete sich Senta Berger dem Theaterspiel, nachdem sie in den Jahren zuvor vor allem in deutschen, französischen und italienischen Produktionen mitgewirkt hatte.

Sie spielte am Burgtheater in Wien, am Thalia-Theater in Hamburg und am Schillertheater in Berlin. Außerdem spielte sie in "Jedermann" an der Seite von Curd Jürgens und später Maximilian Schell bei den Salzburger Festspielen. Im Fernsehen gelang ihr Mitte der 80er-Jahre ein Comeback mit der Fernsehsatire "Kir Royal". Hier war sie "Mona", die Freundin des skrupellosen Klatschreporters Baby Schimmerlos alias Franz Xaver Kroetz. Ein Hit wurde auch die Fernsehserie "Die schnelle Gerdi", in der sie eine resolute Taxifahrerin spielte. Seit 2002 steht die Wahlmünchnerin in der ZDF-Krimireihe "Unter Verdacht" als Dr. Eva Maria Prohacek vor der Kamera. Im März dieses Jahres veröffentlichte die heute 65-Jährige ihre Memoiren.

Die Lesung findet am morgigen Freitag, 8. September, 20 Uhr, im Bürgerhaus Irrel statt. Einlass ist um 19 Uhr. Karten kosten an der Abendkasse 28 Euro.

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