Von ganzem Herzen

In einer bislang in der Region einmaligen Zusammenarbeit haben das Theater Trier, die Tufa und die Kurfürst-Balduin-Schule ein Tanztheater-Stück herausgebracht, bei dem 17 Schüler aus einem Brennpunkt-Stadtteil unter Anleitung und Begleitung von Profis als Akteure auftreten. Die Premiere in der Tufa wurde vom Publikum begeistert gefeiert.

 Zu fetziger Rap-Musik tanzen die Kinder auf der Bühne. Foto: Tufa

Zu fetziger Rap-Musik tanzen die Kinder auf der Bühne. Foto: Tufa

Trier. Theater-Tanzdirektor Sven Grützmacher hatte persönlich die Inszenierung übernommen. Ausgangspunkt war ein Gedicht von Heiner Müller mit einem Dialog über das menschliche Herz. Daraus entwickelten die Kinder im Alter zwischen 9 und 14 Jahren Gedanken über sich selbst, über ihre Wünsche, ihre Träume, ihre Vorstellung von Glück.

Schöne, klare Bilder



Grützmacher war klug genug, das Stück nicht zu überfrachten. Es ging einfach zu, mit schönen, klaren Bildern. Da brauchte es gar keine große Ausstattung: Luftballons, Taschenlampen, beschriftete Quader aus Pappmachee, Tücher reichten aus, um die Fantasie zu beflügeln. Den Rest besorgten die Kinder schon selbst. Freilich gekonnt vertaktet von den Rhythmen des Musikers Henk Nuwenhoud, der Akzente setzte, Tempo machte, Pausen vorgab - wie es das Stück brauchte.

Es ging mal poetisch, mal energiegeladen zur Sache. Im eigentlichen Sinne getanzt wurde gar nicht so viel. Zwei schöne, fetzige Rap-Choreographien (Monika Wender, Alice Anderson), sogar so was wie ein "Pas de deux". Aber überwiegend ging es um Theater, um Spiel, um Pose, um Sinn. Erstaunlich die Disziplin, mit der die Kinder - meist ohne Bühnenerfahrung - 45 Minuten lang das über Wochen geprobte Schritt- und Bewegungsrepertoire abrufen konnten. Mancher Lehrer wäre über vergleichbare Konzentrationswerte im Unterricht sicher froh. Noch ein wichtiger Pluspunkt: "Herzstück" wirkte zu keinem Moment wie getanzte Sozialarbeit oder märchenhafte Belehrung.

Enorme Wirkung bei Kindern



Grützmacher hörte auf die Kinder, ließ sie reden. Und doch war die Wirkung enorm: Man konnte das wachsende Selbstwertgefühl förmlich mit Händen greifen. Wie schön, wenn man seinen Namen und sein Alter stolz in ein Mikrofon spricht, und alle hören zu. Wie toll, wenn man merkt, dass aus gemeinsamen, koordinierten Bewegungsabläufen ein Super-Bild entsteht. Und bei der Zugabe schauten viele ins Publikum, die anfangs noch zu Boden geschaut hatten.

Ein gelungener Versuch, dessen Zustandekommen die Nikolaus-Koch-Stiftung ermöglicht hat. Anschauungsunterricht für Lehrer und Eltern. Und Spaß für die Kids. Da sollte man die beiden weiteren Aufführungen heute und morgen, jeweils 19 Uhr, nicht verpassen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort