Von Opferung bis Burleske

TRIER. (bre) Zum Auftakt der Konzertsaison 2006/2007 präsentierten die Trierer Philharmoniker unter ihrem GMD István Dénes im großen Haus des Theaters ein Programm, das von der Wiener Klassik bis zur gemäßigten Moderne reichte.

Die Ermordung des israelischen Ministerpräsidenten und Friedensnobelpreisträgers Yitzhak Rabin 1995 - übrigens durch einen fanatischen Juden - beendete die vielleicht hoffnungsvollste Periode, die der krisengeschüttelte Nahe Osten im späten 20. Jahrhundert erlebt hat. Und da die Situation bis heute nicht viel Hoffnung aufkommen lässt, passte das Rabin gewidmete Stück "Akeda" ("Opfer") des 1935 geborenen israelischen Komponisten Noam Sheriff bestens an den Anfang des Konzerts. Geschrieben in Anlehnung an die alte Form der Passacaglia, ist das Werk auch für ein nicht unbedingt an moderne Musik gewöhntes Publikum eingängig. Dabei halfen auch die knappen und auf den Punkt gebrachten einleitenden Worte des Dirigenten. Für Dénes wurde Yitzhak Rabin "auf dem Altar des Friedens geopfert". Bewegend vor allem der Schluss des Stücks, wenn die Orchestermusiker zu einem lang gehaltenen Streicherakkord und einem klagenden Flötensolo dreimal das Wort "pacem" flüstern. Beethovens Tripelkonzert für Violine, Cello, Klavier und Orchester gehört nicht zu den Werken des Meisters, die häufig auf Konzertprogrammen erscheinen. Das mag mit der Schwierigkeit zusammenhängen, die Terminpläne gleich dreier Solisten aufeinander abzustimmen. István Dénes hatte drei ungarische Landsleute für den Abend gewinnen können. Der Dirigent ging den Allegro-Kopfsatz recht schnell an, was aber bei der exakten Phrasierung und dem rhythmisch federnden Klang kein Problem darstellte. Als Problem entpuppte sich eher der Pianist Jenö Nyári. Nach den gelungenen Einstiegen des hervorragenden jungen Cellisten István Várdai und des Geigers Jenö Koppándy geriet Nyári gegen Ende seiner ersten Solopassage ins Stolpern und hätte fast "geschmissen". Aber Dénes, mit seiner unmissverständlichen Schlagtechnik und einem aufmerksamen Orchester, verhinderte das. Dass István Dénes über weite Strecken auch das Solistentrio dirigierte, mag manch einem ungewöhnlich erschienen sein, war aber in diesem Fall unerlässlich. Man konnte sich nämlich des Eindrucks nicht erwehren, dass Geiger, Cellist und Pianist zuvor noch nie oder zumindest nicht oft zusammen gespielt hatten. Daran, dass der wunderbare Largo-Mittelsatz in sich zerfiel, konnte auch der Dirigent nichts mehr ändern. Igor Strawinskys Ballett-Burleske "Petruschka" in der revidierten, kürzeren Fassung von 1947 zeigte die Philharmoniker und ihren Dirigenten in Bestform: ein strahlender Tutti-Klang, rhythmisch präzises Spiel und Glanzleistungen vor allem der Bläser. Köstlich die Verballhornung eines Walzers von Joseph Lanner im mittleren Teil des Werks. Gut war auch die Idee, den Musikdramaturgen Peter Larsen die Szenen des Balletts in einer knappen Rezitation zusammenfassen zu lassen. Ein gelungener Abend, der von der Konzertsaison einiges erwarten lässt.

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