Von rosa Kriegern im virtuellen Raum

Mit dem Einfluss digitaler Techniken auf die Bildende Kunst befasst sich die diesjährige Dozenten-Ausstellung der Europäischen Kunstakademie. Einmal mehr wird klar: Techniken sind Ausführungsgehilfen von Ideen.

Trier. Keine Frage: Elektronische Datenverarbeitung und Digitaltechnik haben die Wirklichkeit und ihre Wahrnehmung verändert. Da bleibt die Kunst nicht außen vor. Was sich gestern noch handfest mittels Pinsel, Leinwand und Farbe im Bild verdichtete oder mit Hilfe von Filmmaterial und Chemikalien als Lichtspur im Foto gebannt wurde, das kann heute mittels elektronischer Datenverarbeitung und digitaler Programme zum neuen Bild verarbeitet werden.

Wo allerdings gestern noch manch einer die Frage "digital oder traditional?" zur Existenzfrage der Kunst machte und ihrer Beantwortung nahezu sittliche Bedeutung beimaß, da ist man sich heute einig: Die Digitaltechnik ist nicht mehr als ein zusätzliches Medium, Kunst zu schaffen und zu verbreiten. Mit dem "Einfluss digitaler Medien auf die Kunst" beschäftigt sich auch die diesjährige Dozentenausstellung in der Europäischen Kunstakademie Trier. Bislang wisse man eher wenig über dieses Thema, glaubt Akademie-Chefin Gabriele Lohberg. "Es ist noch recht unbekannt, wie Künstler auf die neue Bildgewinnung reagieren". Die Trierer Dozenten haben sich jedenfalls mit den Kernfragen befasst. Die Bearbeitung von Malerei mittels Computer demonstriert Mick Starke.

Claus Bach verfremdet seine Fotos farblich üppig und dynamisch. Wolfgang Rüppel stellt neben sein Original-Gemälde die geglättete C-Print Version. Marcel Köhler hat den virtuellen Raum der Computerspiele als Installation mit rosa Krieger materialisiert.

Dagegen hat Bodo Korsig die einst gegenwärtige Welt russischer Besatzer in einem vielteiligen Wandbild per Digi-Kunst gleichsam überwunden. An die Substanz geht der 2002 verstorbene Pierre Weber, der in zwei bildhauerischen Arbeiten die Frage nach dem Menschen im Spannungsfeld von realem und virtuellem Raum stellt. Ein Sehgenuss sind Klaus Hoefs gezeichnete Trickfilme.

Und genau das ist die wichtigste Nachricht dieser durchaus lehrreichen Schau. Auch weiterhin liegt die Bedeutung der Kunst bei ihren Inhalten und einer angemessenen Bildfindung. Techniken sind dabei freie, wertneutrale Hilfsmittel.

Auch im digitalen Zeitalter findet das Bild als Idee zunächst im Kopf statt. Und der funktioniert ganz herkömmlich.

Bis 27. August, Di-So 11-17 Uhr, Tel.: 0651 99846-0/-22, www.eka-trier.de

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