Von Schubert und an Schubert

WITTLICH. (mö) Franz Schubert komponierte vor fast 200 Jahren und ist doch aktuell. Das Nomos-Quartett spielt am Samstag (4. Juni) in der Synagoge zwei Kompositioen des Frühromantikers und die "Hängebrücken" von Adriana Hölszky (geb. 1953).

Franz Schubert fasziniert die Musiker des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts. Ob Luciano Berio, Luigi Nono, Wolfgang Rihm oder Wolfgang von Schweinitz - immer wieder klingt in der Kammermusik dieser Komponisten Schubert an. Das Wuchernde, Schweifende der Schubertschen Erfindung, die gegenläufige Tendenz zu knappen, gleichsam gefrorenen Melodiepartikeln, das Zwielichtige in der Harmonik - all das hat die Erfindungskraft der Moderne immer wieder beflügelt. "Diese Zerbrechlichkeit, diese Längen, und er lässt das einfach so, ganz anders als Beethoven mit seinen Durchführungen und seinem Drang zur motivischen Arbeit. Seine Musik ist so völlig anders als die Beethovens. Sie hat Fenster, durch die ein jeder Zugang finden kann." Das schreibt die Komponistin Adriana Hölszky (geb. 1953). Am kommenden Samstag, 4. Juni um 20 Uhr spielt das Nomos-Quartett in der Synagoge Wittlich zu zwei Schubert-Quartetten ihre Komposition "Hängebrücken. Streichquartett an Schubert". Dieses Werk steht in der Mitte des Konzerts zwischen dem frühen Schubert-Quartett B-Dur, D 112 von 1814 und dem letzten Quartett G-Dur, D 887 von 1826. Adriana Hölszky will Schubert nicht kopieren und zitiert aus dessen Werken nur sehr versteckt und vorsichtig. Die Metapher "Hängebrücken" deutet ihre Intention an: Verbindungen zwischen weit auseinander liegenden Ufern - schwankend und scheinbar zerbrechlich, aber doch zuverlässig. So integriert Adriana Hölszky die Partikel des Schubertschen Stils in ihre eigene, oft harsche Tonsprache. Die ist von Klangflächen bestimmt und steht darin dem Wiener Romantiker gar nicht fern. Das Nomos-Quartett gehört zu den führenden Streichquartetten Europas. Es hat durch die Zusammenarbeit mit Musikern wie dem Amadeus-Quartett, Nikolaus Harnoncourt und György Kurtag sein Profil gewonnen und verknüpft die große Quartettliteratur der Tradition mit zeitgenössischer Musik. Karten Tel. 0657175746.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort