Von Träumerei und Endlosschleifen

Trier · Ein Treppenhaus wird zur Tropfsteinhöhle, in den Sälen des Stadtmuseums Simeonstift dominieren Skulpturen und überdimensionale Installationen. Die zwölfte Ausgabe der Ausstellung zum Kunstpreis Robert Schuman setzt ihre Werke gelungen in Szene. Bei den weitgehend jungen Künstlern bleibt die Gestaltung jedoch häufig hinter der inhaltlichen Idee zurück.

 Die Arbeiten junger Künstler aus der Großregion sind zurzeit im Trierer Stadtmuseum zu sehen, darunter „Dream on “ von Katharina Jung (links) und die Installation „Sehnsucht“ von Gaby Peters. Fotos (2): Stadtmuseum Simeonstift

Die Arbeiten junger Künstler aus der Großregion sind zurzeit im Trierer Stadtmuseum zu sehen, darunter „Dream on “ von Katharina Jung (links) und die Installation „Sehnsucht“ von Gaby Peters. Fotos (2): Stadtmuseum Simeonstift

Foto: (g_kultur

Trier. Unter bedrohlich von der Decke hängenden sandsteinbraunen Stalaktiten geht es hinauf zum Ausstellungssaal. Das Treppenhaus des Trierer Simeonstifts hat Jáchym Fleig in eine mehrstöckige Tropfsteinhöhle verwandelt. Der Bildhauer ist einer der Künstler, die von der Stadt Trier für den Robert-Schuman-Preis 2015 nominiert wurden.
Zum 12. Mal wurde die Auszeichnung der vier Städte Luxemburg, Metz, Saarbrücken, Trier in diesem Jahr vergeben. Turnusmäßig hat dazu die Stadt Trier im Stadtmuseum den Wettbewerb und die dazugehörige Ausstellung ausgerichtet.
Gleich vorab: Hervorragend gelungen ist die Präsentation der Schau. Nicht nur das Treppenhaus, sondern auch andere Teile des Gebäudes werden gekonnt bespielt. Im Eingangsbereich legen Gilles Pegels Quotensymbole eine ungewisse Fährte. Leicht und gelassen pendelt im Kreuzgang Gaby Peters überdimensioniertes Kugelspiel aus bunten Riesenballons. Der 1980 in Trier geborenen Künstlerin hat die Jury in diesem Jahr den mit stolzen 10 000 Euro dotierten Kunstpreis zuerkannt (der TV berichtete).
Im Übrigen wird bei dem europäischen Preis Gemeinsinn groß geschrieben. "Kultur verbindet", bestätigt Triers Kulturdezernent Thomas Egger, "wenn etwas trägt, dann Kunst und Kultur." Die stellt sich als Ausschnitt der großregionalen Kunstszene diesmal vor allem in bildhauerischen Arbeiten und Objektkunst dar, dazu kommen wenige Gemälde, Zeichnungen und etwas Fotografie.
Einen Einblick in das zeitgenössische künstlerische Schaffen der Großregion wolle die Schau ermöglichen, sagt Museumsdirektorin Elisabeth Dühr. Vordringlich präsentiert sich allerdings das Schaffen jener Szene, die gemeinhin als Junge Kunst bezeichnet wird. Elf der 16 durch vier Kuratoren ausgewählten Künstler sind 35 Jahre und jünger. Zumindest diesmal lässt sich daher - auch angesichts der Bildsprache und gestalterischen Qualität- durchaus von einem Förderpreis sprechen.
Typische Probleme unserer Zeit

Von Träumerei und Endlosschleifen
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Gewiss entspringen sämtliche Arbeiten künstlerischer Dringlichkeit und einer ehrlichen Auseinandersetzung mit dem Thema. Gerade die Probleme, an denen sich die jungen Künstler abarbeiten, sind existenziell und zeittypisch. Bildidee und gestalterische Umsetzung sind hingegen in den meisten Fällen arg schlicht geraten. So wie bei Gilles Pegels eingangs erwähnten spiegelnden Metallsymbolen als Zeichen für die zutreffende Beobachtung "In quotes we trust" oder seine in Schraubzwingen geklemmten Bücher als Bild der Wissenskomprimierung in Suchmaschinen und Dateien. Das goldene Zeitalter von Letizia Romaninis so vergoldeten Fußnägel-Reliquien (Luxemburg) kann man nur als Satire ertragen.
Völlig banal als Bildschöpfung kommen die Trockenblumen der Metzer Künstlerin Claire Decet als Symbol von Vergänglichkeit und entfliehender Zeit daher. Marianne Mispelaëres Zeitzeichen (auch Metz) hat man bereits anderswo gesehen. Überhaupt machen die Arbeiten aus Luxemburg und Metz den am wenigsten überzeugenden Eindruck.
Wesentlich stärker wirken die Saarbrücker Arbeiten mit Juliana Hümpfners qualitätvollen Gemälden, Simon Kloppenburgs bedrückendem Klangraum mit schwankendem Boden und Claudia Vogels konkreter Kunst. Mit Blick auf einen Förderpreis hat die Jury mit Gaby Peters gewiss die richtige Entscheidung getroffen. Ihre Arbeiten sprechen durchaus eine originelle Sprache. Mit Witz und handwerklicher Sorgfalt nimmt sie in Pop-Art-Manier ihre Zeit aufs Korn, ohne Repliken zu liefern. Gerade in ihrer endlos kreisenden "Sorry, not in Service"-Maschine decken sich überzeugend Inhalt und Form.
Auch die Fotos der Triererin Katharina Jung vom alten "Zurück zur Natur" sind fraglos Ausdruck eines authentischen Lebensgefühls. Als ästhetisches Ereignis überzeugen sie kaum. Als geradezu klassisch kommen dagegen die Arbeiten Jáchym Fleigs daher. Ganz stark auf Joseph Beuys greift Helge Hommes zurück, der Vierte im Trierer Künstlerquartett. Seine Manifestationen und Installationen sind eindrucksvoll, aber eben epigonal.
Bis 17. Januar 2016, Dienstag bis Sonntag 10-17 Uhr, 0651/7181459, <%LINK auto="true" href="http://www.museum-trier.de" text="www.museum-trier.de" class="more"%>

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