Vorgelesen - Hörbücher: Der Klang des Kriegs

Oras Sohn Ofer ist Soldat beim israelischen Militär. Seine Mutter macht sich Sorgen. Um Ofer, um ihre Familie, um das, was Ofer tun könnte, wenn er ein Gewehr in der Hand hält.

Sie fleht ihn an, nicht zu schießen. Irgendwann reicht es Ofer. Er brüllt: "Wach‘ endlich auf! Es ist Krieg!" Kurz darauf stirbt er. Das Hörspiel "Eine Frau flieht vor einer Nachricht" klärt diesen Tod nicht auf, der Hörer ahnt ihn nur - wie viele der Erlebnisse zweier Generationen von Israelis in Kriegen, in Furcht vor dem Krieg, vor Terror und verrückt in Folge der Gewalt. Ora (unter anderem gesprochen von Martina Gedeck) kann das aus ihrem Leben nicht heraushalten. Sie liebt zwei Männer, Ilan und Avram. Diese sind Freunde, aber beide zerstört ein Kriegseinsatz seelisch, den der eine äußerlich besser übersteht und aus dem der andere verletzt und gefoltert zurückkehrt. Die Geschichte reicht von der Jugendzeit der drei bis zur mehrtägigen Wanderung von Ora und Avram im Alter von vielleicht 50. Da sucht Ora, vom älteren Sohn Adam und von Ilan verlassen, die Liebe zu Avram - dem Vater von Ofer. Zugleich will sie weg von Nachrichtenquellen wie Zeitung und Radio, um ja nichts vom Jüngsten erfahren, der an die Front musste. Als wenn sein Tod so zu verhindern wäre. Der Dreiteiler setzt selbst Szenen wie im Bunker unter Beschuss behutsam um. Gesprochene Sätze und Gedanken stehen im Vordergrund; das verlangt konzentriertes Hören. Das Piepen eines medizinischen Geräts, fernes Hubschraubergeräusch, Fetzen von Funksprüchen machen die Bedrohung gegenwärtig. Es klingt schockierend, wie Angst und Gefahr den Alltag durchdringen und friedliche Momente daher verblassen. Hoffnungsvoll ist das nicht. Aber der ansprechend vertonte Roman von David Grossman, der während des Schreibens einen Sohn im Libanonkrieg verlor, hilft, die Lage in Israel zu verstehen.

Oliver Haustein-Teßmer David Grossman: "Eine Frau flieht vor einer Nachricht", Hörspiel, 3 CDs, 203 Minuten, 14,99 Euro.

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