Vorgelesen – Neue Hörbücher: Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte

Trier · Wie viel Wahrheit steckt in den eigenen Erinnerungen? Was, wenn sich plötzlich herausstellt, dass alles ganz anders war? Dieser Frage widmet sich der britische Schriftsteller Julian Barnes in seinem Roman „Vom Ende einer Geschichte“, für den er mit dem renommierten Man Booker Prize ausgezeichnet wurde.

Was die Erinnerung mit dem Leben macht

Am Anfang steht die Erinnerung: Tony Webster, Historiker im Ruhestand, berichtet von seiner Jugend. Von der Schule, von seiner ersten Freundin und seinen vier Freunden. Und davon, dass sich einer der vier, Adrian Finn, das Leben nimmt.

40 Jahre später holt die Vergangenheit Tony wieder ein. Unleugbare Fakten über damals, über den frühen Tod seines Freundes, demontieren stückweise seine heutige Sichtweise auf die Geschehnisse. Und das Erschreckende daran: Teilweise sind es Fakten, an die Tony sich hätte erinnern können.

Manfred Zapatka, 2009 als bester Interpret mit dem Deutschen Hörbuchpreis ausgezeichnet, arbeitet in seiner pointierten Lesung jede Nuance der sprachlich und inhaltlich bis ins Detail durchkonstruierten Geschichte heraus. Besonders gelungen transportiert er die latente (Selbst-)Ironie, mit der Tony aus seinem Leben berichtet. Und Zapatka vermag es, die essayistischen Abhandlungen über Erinnerung, Trugbilder, Selbsttäuschung und Erkenntnis so vorzutragen, dass man auch dann aufmerksam und gespannt bleibt, wenn es abstrakt und philosophisch wird. Höchstens schweift der Zuhörer ab, weil er sich selbst fragt: Wie wahr ist das, an was ich mich erinnere? Und was, wenn es eigentlich ganz anders gewesen ist?

Ariane Arndt

Julian Barnes: Vom Ende einer Geschichte

Sprecher: Manfred Zapatka

ungekürzte Lesung

5 CDs, 363 Min.

Argon Verlag, 2012

19,95 Euro

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