Seien es historische Romane mit Tiefgang, autobiografische Werke, wissenschaftstheoretische Bestseller oder Krimis unter falschem Namen - die hohe Produktivität und der analytische Scharfsinn des italienischen Professors standen bisher stets außer Frage. Das mit Spannung erwartete Hörbuch "Nullnummer" kämpft deshalb von Anfang an mit den hohen Erwartungen, die an das Werk gestellt werden. Gerade durch die Anmoderation als satirischer Pressekrimi muss es sich mit großen Milieu-Romanen wie Hunter S. Thompsons "The rum diary" vergleichen lassen. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine neu gegründete Zeitung, die Nullnummern (Probeausgaben) voller Enthüllungen produziert. Damit will sich der Herausgeber, eine zwielichtige Figur mit einer Menge Anspielungen auf Silvio Berlusconi, Zugang zu den Kreisen politischer Entscheidungsträger verschaffen. Sein Eintritt in diese Gesellschaft will er sich dann damit erkaufen, dass er das Zeitungsprojekt fallenlässt. Das gesamte Buch ist aus der Perspektive des Lohnschreibers Colonna erzählt, der vom Chefredakteur beauftragt wird, ein Buch über dessen Arbeit als unerschrockener Blattmacher zu schreiben. Also wieder ein typischer Eco-Roman mit vielen tief verknüpften Handlungsebenen? Leider nein. Der Autor setzt bei diesem Hörbuch sehr viel Wissen über italienische Geschichte der Neuzeit voraus, bleibt seinen Zuhörern aber eine entsprechende Einordnung und Analyse schuldig. Ecos gewohnt ironischer Erzählweise gelingt es nicht, einen Spannungsbogen über die gesamte "Nullnummer" zu spannen. Daran kann auch Felix von Manteuffel nichts ändern, der den Figuren eine überzeugende Stimme gibt. Thomas Zeller Hörbuch: Nullnummer, Umberto Eco, Verlag: Der Hörverlag, CDs: 5, Laufzeit: ca. 366 Minuten