"Wackeeeeen" wird zur Schlammschlacht

Trier · Der Sommer macht Pause, die großen Festivals an diesem Wochenende müssen dennoch laufen. Im norddeutschen Wacken versinken die Besucher des weltweit größten Metal-Open-Airs im Schlamm. Im Hunsrück bietet das Lott-Festival ab heute 24 Bands, die Nature One bringt 300 DJs auf die Bühnen der ehemaligen Raketenbasis bei Kastellaun.

Trier. Wacken - eine Marke, ein Schlachtruf, ein Synonym für das zwischen Alaska und Neuseeland beliebteste Festival der lauteren Musik. Ein 1800-Seelen-Ort im norddeutschen Tiefland em-pfängt in diesen Tagen 75 000 Fans aus aller Welt. Viele dieser Fans tragen Kutten und Bärte, schwingen Bierdosen und wirken generell so, als habe sich die Hölle drei Tage lang aufgetan, um das kleine Dorf in Schleswig-Holstein zu verschlingen. Die ideale Grundlage für eine laute Party. Nur das Wetter spielt leider nicht mit. Es regnet in Strömen.

Das 26. Wacken Open Air begann am Mittwoch und läuft bis Samstag, 1. August. Auf den Bühnen des gigantischen Geländes toben Bands wie Cradle of Filth, Cannibal Corpse, In Flames und alte Granaten aus den 80ern wie Running Wild. Kurzentschlossene sollten erst gar nicht aufbrechen, alle Tickets sind schon lange ausverkauft.
Der Regen machte die Anreise Anfang der Woche für viele zu einem matschigen Abenteuer: Eine kilometerlange Schlammstraße hatte sich auf dem Weg zum Festivalgelände gebildet. Knietief wateten die Metal-Fans zu den Bühnen. Autos und auch Gummistiefel waren schon im Matsch steckengeblieben. Die Wackener sind wie immer auf den Ansturm ihrer Gäste vorbereitet. Viele Vorgärten sind eingezäunt, damit verirrte Fans sie nicht als Toilette missbrauchen. "Duschen, Sitzgelegenheit, Fassbier" bieten Einwohner auf Schildern an. Kinder warten mit Bollerwagen, um den schwarz gekleideten Gästen gegen einen Obolus das Bier zum Zeltplatz zu bringen.

Der Edeka-Markt macht an den Festivaltagen ein komplettes Drittel seines Jahresumsatzes. Ab und zu grölt jemand "Wackeeeeeen". Wie immer einer der Höhepunkte: Die Wackener Feuerwehrkapelle spielt "Es gibt kein Bier auf Hawaii" und "Rosamunde" vor Zehntausenden grölenden Metallern.

Ausverkauft ist auch das Techno-Festival Nature One bei Kastellaun im Hunsrück. Alle 65 000 Tickets gingen im Vorverkauf weg, eine Abendkasse gibt es nicht. Das Spektakel beginnt am heutigen Freitag und geht bis Sonntag, 2. August, mit mehr als 300 DJs und Live-Acts auf der einstigen Raketenbasis Pydna nahe Kastellaun in Bunkern, Zelten und unter freiem Himmel über die Bühne.

Beim 20. Geburtstag im vergangenen Jahr war die Nature One zum ersten Mal ausverkauft: 72 000 Fans waren dabei. Aus Sicherheitsgründen begrenzten die Veranstalter diesmal die Zahl der Tickets auf 65 000. Rund 800 Spezialisten sind im Einsatz, um 1500 Tonnen Sound-, Licht-, Laser- und Videotechnik zu installieren.

Mit "jungen Helden in Sachen Rock" beginnt heute um 17 Uhr ein dreitägiges Festival bei Raversbeuren (Verbandsgemeinde Kirchberg im Hunsrück), das einfach nur "die Lott" genannt wird - benannt nach dem Flurstück, auf dem das Open Air 1977 zum ersten Mal lief. Im Gegensatz zum metalorientierten Wacken und der technoverrückten Nature One bietet die Lott einen Mix aus Rock, Reggae und Dancehall. Zum Programm, das bis einschließlich Sonntag, 2. August, dauern wird, gehören auch eine Podiumsdiskussion zur Asylpolitik, eine offene Bühne für alle, die sich mal präsentieren wollen, und der Poetry Slam des Kultur Raums Trier.

Tickets kosten ab Freitag 30 Euro und ab Samstag 25 Euro. Am Sonntag ist der Eintritt kostenlos Kinder unter 14 Jahren haben generell freien Eintritt.

Mehr Infos, Bilder und Videos von Festivals in der Region auf:
rock-the-region.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Blöde Technik
Vinyl der Woche: Seasons in the Sun – Terry Jacks Blöde Technik
Zum Thema
Aus dem Ressort