Wärme, Trost und tiefe Sehnsucht nach Erlösung - Trierer Bachchor führt Haydns Cäcilienmesse in der Konstantin-Basilika auf

Trier · Mit einem ebenso langen wie vielfältigen geistlichen Werk des Komponisten Joseph Haydn hat der Trierer Bachchor in der Konstantin-Basilika sein Konzertjahr eingeläutet. Die Leitung hatte Martin Bambauer.

 Samtweiche Stimme: Altistin Marion Eckstein unterstützt den Trierer Bachchor bei dessen Auftritt in der Basilika.

Samtweiche Stimme: Altistin Marion Eckstein unterstützt den Trierer Bachchor bei dessen Auftritt in der Basilika.

Foto: Eva-Maria Reuther

Der Abend war in jeder Hinsicht eindrucksvoll. Allein vom Umfang her ist Joseph Haydns lange Missa Cellensis, bekannt als Cäcilienmesse, eine gewaltige Herausforderung für jeden Chor. Mit dem geistlichen Werk, das weit hinausweist auf Beethovens Missa Solemnis, hatten sich der Trierer Bachchor und sein Leiter Martin Bambauer zudem ein in seiner Vielfalt ausgesprochen spannendes Werk vorgenommen.

Nach dem Konzert in der Basilika glaubt man gerne einmal mehr jenen Musikforschern, die davon ausgehen, dass der junge Kapellmeister Haydn mit dieser ersten Messe am neuen Arbeitsplatz seinem Chef, dem Fürsten Estherhazy, sein umfangreiches Können eindringlich vor Augen führen wollte. Wie eindringlich Haydns Musik ist, vermittelte der Trierer Chor eindrücklich.

Widersprüche werden deutlich

Mit großem Engagement machten die Sänger die ganze Ausdrucksvielfalt der Musik erlebbar, ihre Wärme, ihren Trost, ihre Furcht und ihre Erlösungssehnsucht. Haydns Messgesang wurde zum allgemein gültigen Bild menschlicher Befindlichkeit.

Auch wenn die Solopartien durchaus etwas Opernhaftes haben, so bleibt - wie einmal mehr in Trier zu erleben - dem Kantatengesang des Chors doch stets jene Schlichtheit, die menschliches Maß bedeutet. Und auch in den Formen von Fuge und Sonate mag man über dramaturgische Effekte und kompositorische Technik hinaus jene Widersprüchlichkeit erkennen, die gleichermaßen barockes wie modernes Lebensgefühl ist.

Martin Bambauer und seine Sänger machten die ganze kontroverse Vielfalt der Musik hörbar. Der Trierer Chor- und Orchesterleiter dirigierte dynamisch und feinnervig. Sehr schön: die klaren und dabei warmen Soprane gerade in den Mittellagen. Voll und dunkel dagegen: die Männerstimmen.

Überraschung durch Sopranistin

Eindrucksvoll erklang das düster beginnende "Qui tollis", wunderbar tröstlich das spätere "Sanctus". Den Sängern des Chors standen ebenso eindrucksvolle Solisten zur Seite: Marion Eckstein mit ihrem voluminösen, samtweichen Alt (sie singt auch zur Eröffnung des Mosel Musikfestivals am Freitag, 17. Juli, in der Trierer Konstantin-Basilika), der geschmeidige Tenor Marc Dosterts und der ausdrucksstarke Bass von Vinzenz Haab.

Die junge Trierer Sängerin Lisa Wittig sorgte mit ihrem hellen, glockenreinen Sopran und ihren kunstvollen Koloraturen für eine Überraschung. Als feinsinniger wie präsenter Partner war das Orchester L'Arpa Festante mit seinen historischen Instrumenten aus München angereist. Vor der Messe hatten die Münchner mit Haydns Symphonie Nr. 38 in C-Dur unter Bambauers frischem Dirigat für Wärme, Glanz und Feststimmung gesorgt. Ein paar kleine Unsicherheiten der Sänger gehörten da zum Liveerlebnis der ansonsten sehr gelungenen Aufführung. Was wohl auch die 300 heftig applaudierenden Besucher so sahen. er

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