Wagner führt Nationen zusammen
Trier · Wagnerianer - schon der Begriff vermittelt den Eindruck eines Geheimbunds von Eingeweihten. Dabei gehört der Richard-Wagner-Verband Trier-Luxemburg mit 300 Mitgliedern zu den größten Musik-Vereinigungen der Region. Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Nachwuchsförderung und das gemeinsame Erleben von Musik.
Trier. Das Wichtigste steht gleich auf der Startseite der Trierer Wagner-Fans: "Karten zum Besuch der Bayreuther Festspiele vergeben wir nicht", so wird der hoffnungsvolle Besucher gewarnt. Wagner = Bayreuth: Diese einfache Gleichung verfolgt den Wagner-Verband seit seiner Gründung vor 25 Jahren.
Nachwuchsförderung
Dabei fährt man regelmäßig in die Opernhäuser nach Köln, Frankfurt, Straßburg oder Baden-Baden, holt sich Aufführungen aus der ganzen Welt via Laser-Disc ins Haus oder diskutiert bei gemeinsamen Wanderungen über die neuesten Entwicklungen der Opernwelt - und keineswegs ausschließlich über Richard Wagner.
Das Traumziel Bayreuther Festspiele existiert allerdings in einem anderen Zusammenhang: Jedes Jahr schickt der Regionalverband talentierte junge Künstler mit einem Stipendium auf den grünen Hügel. Nicht zum Auftreten, sondern buchstäblich zum Schnuppern. 62 Nachwuchs-Sänger und -Instrumentalisten konnten seit 1987 Vorstellungen besuchen und hinter die Kulissen blicken. Weil es weltweit 124 Wagner-Verbände gibt, die ihrerseits Stipendiaten entsenden, entsteht so eine breit gestreute Nachwuchsförderung, die Stars wie Jonas Kaufmann, Christian Thielemann oder Waltraud Meier hervorgebracht hat.
Die Stipendiaten bedanken sich traditionsgemäß mit einem Konzert, das in diesem Jahr in Trier auch als zentrale Jubiläums-Veranstaltung fungiert (siehe Extra). Dass ein bisschen Flair der großen, weiten Wagner-Welt nach Trier kommt, dafür sorgten in der Vergangenheit immer wieder Koproduktionen mit dem Trierer Theater. Unvergessen "Tristan und Isolde" im Jahr 1998, als Enkel Wolfgang Wagner zum internationalen Wagner-Kongress persönlich vorbeischaute und mit John Treleaven, Janice Baird und Michelle de Young gleich mehrere Sterne des Wagner-Gesangs aufgingen. Einen kleinen "Entdecker-Anteil" kann Trier auch bei der Sopranistin Anja Kampe verbuchen, die bei einem Nachwuchs-Preisträgerkonzert begeisterte und den Antikenfestspielen bei "Attila" ein Glanzlicht aufsetzte. Zuletzt war es die "Walküre", die dem Trierer Publikum 2007 eine Begegnung mit Bayreuth-Größen wie Nadine Secunde, Irene Theorin und Endrik Wottrich bescherte - momentan scheint die Kooperationsbegeisterung zwischen Theater und Wagner-Verband etwas gedämpft. Das könnte auch damit zusammenhängen, dass sich der Verein im Jahr 2010 Richtung Luxemburg erweitert hat. Ein gemeinsamer, grenzüberschreitender Verband: Damit haben die Wagnerianer eine Vorreiterrolle für die gesamte Großregion übernommen. Die Philharmonie und das Grand Théâtre gehören seither zu den festen Stationen der Verbandsarbeit. Bei der Luxemburger Ring-Kurzfassung im letzten Jahr gab es eine viel beachtete Einführungsveranstaltung. Und in der kommenden Saison, wenn das Grand Théâtre einen brillant besetzten "Parsifal" auf dem Programm hat, werden auf der Autobahn Trier-Luxemburg die Wagnerianer wohl wieder im Konvoi anreisen.Extra
Sechs Sänger und drei Instrumentalisten gestalten das Jubiläums-Stipendiatenkonzert am 29. April um 17 Uhr in der Trierer Promotionsaula. Die Sopranistinnen Doroteya Doroteeva und Laura Nicolescu, die Mezzosopranistin Rosalinde Nierop, der Tenor Heiko Börner, der Bariton Richard Logiewa sowie der Bass Tim Heisse, der im Trierer Theaterchor singt, bringen beliebte Opernarien von Mozart, Verdi, Puccini, Gounod und natürlich Richard Wagner zu Gehör. Sie werden begleitet von Max Asselborn, Trompete, Steve Boehm, Horn und Patrick Wilhelm, Posaune. Die musikalische Leitung hat Professor Jochen Schaaf, die Moderation übernimmt Peter Larsen. Besonderes Schmankerl: Der Eintritt ist frei. DiL