Wahnsinnige Musik und Virtuosität

Schweich · Die Blockflötistin Dorothee Oberlinger ist ein gern gesehener Gast beim Mosel Musikfestival. Auch in Schweich lauschte ihr ein fasziniertes Publikum.

 Dorothee Oberlinger. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Dorothee Oberlinger. TV-Foto: Gerhard W. Kluth

Schweich. Klänge wie eine Schiffssirene, ganze Geschichten erzählen, ohne dass ein gesprochenes Wort fällt. Den Charakter des Sternzeichens Wassermann oder Jungfrau darstellen. All das kann man mit der Blockflöte. Dabei steht dem Musiker nicht nur Literatur aus der Renaissance und dem Barock zur Verfügung, sondern er kann auch auf Zeitgenössisches zurückgreifen, seit auch die heutigen Komponisten wieder entdeckt haben, dass das Instrument unglaublich viele Ausdrucksmöglichkeiten hat. Was da alles geht, konnte man im Rahmen des Mosel Musikfestivals in Schweich erleben.
Niemand Geringeres als Dorothee Oberlinger, zusammen mit der Cembalistin Angela Koppenwallner war an die Mosel gekommen, um das Publikum in der voll besetzten ehemaligen Synagoge zu faszinieren, zum Lachen zu bringen; kurz: es staunen zu machen. Am Vormittag schon hatte es einen Blockflötenworkshop für Kinder und Jugendliche gegeben, in dem Oberlinger Tipps gab, wie man mit diesem Holzrohr mit Löchern Musik machen kann.
Am Nachmittag dann präsentierte sie die ganze Bandbreite an Können mit einem Programm, das vom frühen 16. Jahrhundert bis in die Jetztzeit reichte. Da waren Canzonen, Galliarden und Ricercari von italienischen Meistern ebenso vertreten wie die "Tierkreiszeichen" von Karlheinz Stockhausen oder "Perla" des 1977 geborenen Japaners Dai Fujikura.
Koppenwallner ergänzte das Programm durch eine Toccata von Girolamo Frescobaldi und eine "Kantate" des Zeitgenossen Peteris Vasks für Cembalo solo. Es war also ein Konzert, bei dem Altes und Neues gegenübergestellt wurde.
Oberlinger erläuterte den Zuhörern, was man in der Musik unter den Affekten versteht, dem Ausdruck von Leid oder Freude, Wut oder Liebe und demonstrierte anschließend gleich, wie das dann klingt. Das Ende bildete die berühmte "La Follia" von Arcangelo Corelli. Das Duo wurde dem Titel der Variationsfolge (Der Wahnsinn) vollkommen gerecht. Es war schon wahnsinnig, mit welcher Virtuosität sich beide Damen der Musik widmeten, ohne den Inhalt zu vernachlässigen. Da war tosender Applaus programmiert. gkl

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