Wanderer zwischen musikalischen Welten

Echternach · Bei den Echternacher "Jazz Days" hat Curtis Stigers im Trifolion etwa 300 Zuschauer mit seiner Vielseitigkeit beeindruckt. Er stellte ein neues, poporientiertes Programm aus Folk-, Country-, Soul- und Bluesballaden bekannter Songwriter vor, überzeugte aber vor allem, wenn er sich auf eigene Jazzwurzeln besann.

 Curtis Stigers (Mitte) spannt bei seinem Konzert in Echternach zusammen mit Pianist Matthew Fries und Cliff Schmitt am Bass einen Bogen von Pop bis Jazz. TV-Foto: Anke Emmerling

Curtis Stigers (Mitte) spannt bei seinem Konzert in Echternach zusammen mit Pianist Matthew Fries und Cliff Schmitt am Bass einen Bogen von Pop bis Jazz. TV-Foto: Anke Emmerling

Echternach. Curtis Stigers Kapital ist seine markante Reibeisenstimme mit leicht metallischem Timbre und jeder Menge Gänsehautpotenzial. Im Top-Ten-Hit "I Wonder Why" verschaffte sie ihm 1991 den internationalen Durchbruch, in der Sparte Jazzgesang vor zwei Jahren den Echo-Musikpreis. In seinem aktuellen Programm "Lets Go Out Tonight" probiert Curtis Stigers neue Einsatzmöglichkeiten aus. Er interpretiert Titel von Songwritern wie Richard Thompson oder Steve Earle und verknüpft damit unterschiedliche Genres.
Das Echternacher Konzert beginnt mit "Oh, How It Rained" von Eddie Floyd im Gewand einer ansprechenden Bluesballade. Ihr folgt beschwingter, leicht angejazzter Bossa Nova, danach kommen auch Anflüge von Rhythm & Blues sowie Soul. Sämtliche neuen Titel ranken sich um Herzschmerz und Einsamkeit, haben daher eine romantisch-gefühlsbeladene Grundnote, die aber leider gelegentlich ins Schnulzige schwappt.
Viel Weichspülware


Ausnahme ist "Things Have Changed" von Bob Dylan, in der Stigers Stimme die rotzige Ausdruckskraft eines Tom Waits erreicht. Stücke wie "Waltzings for Dreamers" und "Everyone Loves Lovers" allerdings klingen allzu sehr nach austauschbarer amerikanischer Weichspülware. Vor allem stapeln Stigers und seine vier Mitmusiker Matthew Fries am Piano, Keith Hall an den Drums, Cliff Schmitt am Bass und James Scofield an der E-Gitarre in diesen Titeln musikalisch sehr tief, reihen lediglich Standardversatzstücke aneinander.
Sie können so viel mehr, und das zeigen sie glücklicherweise in einer überragenden zweiten Konzerthälfte. Da knüpft Stigers beispielsweise mit individuellen Arrangements der Beatles- und Lennon-Titel "I Feel Fine" und "Jealous Guy" an seine Wurzeln an, den Jazz, mit dem er aufgewachsen ist. Scat-Gesang und expressive Saxofon-Soli machen sein Profiformat in diesem Genre deutlich.
Auch seine kompositorische Kreativität führt er noch einmal vor Augen, unter anderem mit dem Hit "I Wonder Why". Das alles, gepaart mit selbstironischem Humor in bester Entertainermanier, überzeugt das Publikum schließlich so, dass es dem Künstler stehende Ovationen erweist. ae

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