Wann ist der Mann ein Mann?

Gibt es etwas, was man über Männer noch nicht weiß? Franz Wittenbrinks kultiger, in ganz Deutschland gefeierter "Szenischer Liederabend" bringt es an den Tag. Zurzeit laufen die Schlussproben im Theater Trier - mit illustren Gästen und jeder Menge Spaß am Set.

 Ein Mann für alle Fälle: Triers Allzweckwaffe Helmut Leiendecker spielt im Stadttheater. TV-Foto: Katja Krämer/Archiv

Ein Mann für alle Fälle: Triers Allzweckwaffe Helmut Leiendecker spielt im Stadttheater. TV-Foto: Katja Krämer/Archiv

Trier. Männer sind zarte Seelen. Meint jedenfalls Helmut Leiendecker. Er muss es wissen, denn er spielt eines der sechs sensiblen Seelchen, die sich auf eine musikalische Entdeckungsreise in das Reich der Männlichkeit machen. Und wenn er "When a man loves a woman" auf Trierer Platt interpretiert, wird wahrscheinlich kein Auge im Publikum trocken bleiben. Nur das mit dem Tanzen, sagt er, mache ihm noch ziemlich Arbeit.

Breites Spektrum von soft bis transig



Männer sind flexibel. Meint jedenfalls Barbara Ullmann. Sie muss es wissen, denn sie gastiert als einzige Frau in der Herrenrunde, die am 6. Dezember Premiere feiert. Bei der sechsfachen Auswahl seien "eigentlich alle Typen vertreten". Tatsächlich: Auf der Probebühne tummelt sich ein breites Spektrum von soft (Tim Olrik Stöneberg) über transig (Jens Koch), charmant (Michael Ophelders), infantil (Jan Schuba) bis intellektuell (Manfred Paul Hänig). Unterm Strich, sagt Barbara Ullmann, komme am Ende wie bei einem Puzzlespiel ein Männer-Bild heraus.

Männer sind hilfsbedürftig. Meint jedenfalls Jürgen Lorenzen. Er muss es wissen, denn er ist der Regisseur des Abends, bei dem viel gesungen und so gut wie nichts gesprochen wird. Lorenzen, in Trier seit Jahren Garant für hochklassige Komödien (Ladies Night, Diener zweier Herren, Kontrabass, Offene Zweierbeziehung), hat seine "Männer" von der ursprünglichen Fußballstadion-Kurve in eine Selbsthilfe-Autowerkstatt verlegt. Repariert werden freilich weniger ramponierte Fahrzeuge als ramponiertes Selbstwertgefühl - durchaus zum Leidwesen von Barbara Ullmann, die für ihre Partie als Chefin des Hauses sogar ein Praktikum in einer Trierer Autowerkstatt absolviert hat. Lorenzen hat die Frauenrolle eigens in die ursprünglich für das Hamburger Schauspielhaus geschriebene Revue integriert. Eine Frau unter sechs Männern, sagt er, verleihe der Sache "einfach mehr Dramaturgie".

Männer sind mehr oder weniger musikalisch, meint Joachim Mayer-Ullmann. Er muss es wissen, denn er ist der musikalische Leiter der Trierer Produktion. In grauer Vorzeit war er hier am Haus Kapellmeister, dann lange Jahre zwischen Berlin und Oberhausen unterwegs, mal mit Sinfonie, mal mit Musical. Jetzt sitzt er als One-man-Band am Flügel und soll Titel von Don Giovanni bis "Sex Machine", von Maffay bis Westernhagen, von Rühmann bis Albers, von Stones bis Queen intonieren. Und eine Schauspielertruppe zu mehrstimmigen Harmonie-Gesängen drillen, deren Gesangsaffinität, wie schon der erste Ohrenschein bei der Probe dokumentiert, so weit auseinanderklafft wie die Stimmlagen von James Blunt und Ivan Rebrow. "Ganz schön harte Arbeit", sagt Mayer-Ullmann, und man weiß nicht recht, ob er von sich selbst spricht oder von den sechs Stimmband-Besitzern, die seine Arrangements umsetzen sollen.

Männer sind Erfolgsgaranten, denkt sich wahrscheinlich Intendant Gerhard Weber im fernen Ascoli Piceno. Er muss es wissen, denn er hat "Männer" auf den Spielplan gesetzt. Seit seiner Uraufführung vor elf Jahren im Hamburg hat das Stück hunderttausende von Zuschauern an etlichen Theatern im Lande begeistert, Preise abgestaubt und inzwischen mit dem nach seinem Erfinder benannten "Wittenbrinkabend" ein neues Genre zwischen Musik und Schauspiel kreiert.

Premiere im Großen Haus am 6. Dezember, Vorstellungen am 9., 19., 26., 28. Dezember, 4., 14., 16., 18. Januar.

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