Warnstreik zum Opern-Auftakt

Ungewöhnliche Ouvertüre: Statt im Orchestergraben trafen sich die Trierer Philharmonika am Sonntag zunächst draußen vor der Theater-Tür - zu einem kurzen Warn-Streik. Das Opern-Publikum nahm's gelassen.

 Unübersehbar statt unüberhörbar: Mit übergezogenen Warnwesten protestieren die Musiker des Trierer Theaters gegen den Verlauf der Tarifverhandlungen. Seit Monaten stockten diese und gestern Abend sind sie in Köln gescheitert.TV-Foto: Hans Krämer

Unübersehbar statt unüberhörbar: Mit übergezogenen Warnwesten protestieren die Musiker des Trierer Theaters gegen den Verlauf der Tarifverhandlungen. Seit Monaten stockten diese und gestern Abend sind sie in Köln gescheitert.TV-Foto: Hans Krämer

Trier. Erst streiken, dann streichen: Die 47 Musiker des Philharmonischen Orchesters der Stadt haben mit einer 15-minütigen Protest-Aktion auf den seit Monaten schwelenden Tarifstreit zwischen der Deutschen Orchestervereinigung (DOV) und dem Deutschen Bühnenverein (DBV) aufmerksam gemacht. Die Tarifverhandlungen sind am Montag Abend gescheitert. Nach Aussage von DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens sind die Arbeitgeber nicht bereit, der DOV "die unmittelbare Ankopplung der Orchester an den öffentlichen Dienst zu garantieren".

Vor Beginn der Offenbach-Oper "Hoffmanns Erzählungen" verteilten die Trierer Orchester-Mitglieder am Sonntagabend Handzettel mit ihren Forderungen an die Theater-Besucher (der TV berichtete). Nach Angaben der Trie rer Orchester-Vorsitzenden Ursula Heckmann wollten die Musiker mit ihrer Protest-Aktion gegen die geplante Abkopplung ihrer Gehälter von der Tarif-Entwicklung des öffentlichen Dienstes demonstrieren. "Wir sind die einzigen Beschäftigten im öffentlichen Dienst, die seit vier Jahren keine Lohn-Erhöhung mehr bekommen haben", sagt die Cellistin."

In einer ebenfalls an die Besucher verteilten Stellungnahme der Trierer Theaterleitung werden indes Zugeständnisse von den Musikern gefordert. Diese hätten "in vielen Bereichen komfortablere Arbeitsbedingungen als andere Mitarbeiter", heißt es. So liege etwa die Wochenarbeitszeit eines Orchester-Musikers deutlich unter der im öffentlichen Dienst üblichen Arbeitszeit von bis zu 40 Stunden. Auch an anderen deutschen Bühnen wurde im Vorfeld der gestrigen Verhandlungsrunde von DBV und DOV protestiert. Zumindest in Trier reagierte das Theater-Publikum offenbar gelassen. "Die Besucher haben durch die Bank Verständnis gezeigt", sagt Orchester-Sprecherin Ursula Heckmann, "einige haben uns sogar noch viel Glück gewünscht." Die Aktion am Sonntagabend war bereits der zweite Warnstreik des Trierer Orchesters. Bereits am Freitagabend begannen "Hoffmanns Erzählungen" mit einer Viertelstunde Verspätung. Da die Verhandlungen jetzt gescheitert sind, könnten laut Heckmann möglicherweise weitere Aktionen folgen: "Wenn die Verhandlungen scheitern, ist alles offen."

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