Was die Welt zusammenhält

Trier · Ein erhellendes Ereignis: Der Trie rer Autor Frank Jöricke stellt heute in der Tufa sein neues Buch vor. "Jäger des verlorenen Zeitgeists" erfreut durch klare Analysen und kluge Gedanken zum populärkulturellen Weltgeschehen.

Trier. Castingshows, Comedy stars, Kinovampire und andere Blutsauger: Frank Jörickes Betrachtungen zur Populärkultur - viele davon im Volksfreund veröffentlicht - sind immer lesenswert. Jetzt kann man das alles noch einmal gesammelt überprüfen: "Jäger des verlorenen Zeitgeists" heißt das zweite Werk des Schriftstellers, Werbetexters und TV-Mitarbeiters.
Wobei: Zeitgeist? Der ist ja eigentlich flüchtig, formlos, kaum zu fassen. Ein Fabelwesen, das immer dann, wenn man es erwischt zu haben glaubt, um die Ecke flutscht. Die gute Nachricht: Genau da sitzt dann Frank Jöricke. Der Verfasser des gerühmten Erstlings "Mein liebestoller Onkel, mein kleinkrimineller Vetter und der Rest der Bagage" schaut sich alles an, bildet sich eine Meinung und schreibt sie auf.
Vom asozialen sozialen Netzwerk


Nun hat heute ja jeder Jeck zu allem eine Meinung und pustet, pardon, "postet" sie auch in die Welt hinaus. Jöricke, und das ist das Schöne, kann sie begründen. Zum Beispiel in seinem Text über Facebook: Am Ende weiß man dann, warum "soziale Netzwerke" eigentlich verflucht asozial sind. Oder, in einem anderen Beitrag, warum es immer mehr Tenöre (101 bei der letzten Zählung), Stepptänzer und Ukulelen-Orchester gibt - und "wir Trendtrottel" diesem immer schwachsinnigeren "Event"-Blödsinn auf den Leim gehen.
Man folgt dem Autor gern - zumal sich Frank Jöricke selten allzu lange bei einem Thema aufhält: Er sagt, was zu sagen ist, und weiter geht\'s. Das ist immer angenehm feurig formuliert und schlürft sich weg wie ein Cocktail, bei dem man erst hinterher merkt, wie gehaltvoll er war.
Vordergründig, so verrät Jöricke, schreibe er einfach "über Promis, Künstler und Querköpfe, über Filme, Musik und Bücher". Liest man aber seine Texte am Stück, so wird der rote Faden dann doch erkennbar - und Essays, Glossen und Porträts fügen sich zum Gesamtbild. Und so gelingt es dem Autor dann tatsächlich, wie es der Untertitel des Buches in angemessener Überheblichkeit verspricht, die Welt zu erklären.
Und das nicht nur dort, wo dem Verfasser von vornherein Zustimmung gewiss wäre - nein: Jöricke schafft es sogar, dass man sich beispielsweise noch einmal mit einem eigentlich erledigten Fall wie George Michael befasst. Und mit der Frage, ob nicht doch etwas Gutes war am Rumpelfußball der früheren deutschen Nationalelf. Das muss auch erst mal einer hinbekommen.
Die Buchpremiere wird natürlich ein Ereignis. Vielleicht sogar ein, auweia, Event: Der Autor verspricht ein multimediales Großspektakel inklusive eines sportlichen Leckerbissens im Vorprogramm ab 19.30 Uhr. Heute Abend im großen Saal der Trierer Tufa. Offizieller Beginn: 20 Uhr, Karten an der Abendkasse.

Frank Jöricke: "Jäger des verlorenen Zeitgeists - Frank Jöricke erklärt die Welt", Solibro, 224 Seiten, 41 Fotos, 12,80 Euro

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