Was Sehnsucht vermag

Wittlich · Komplizierte Liebesverhältnisse und Lieder, die (zum Teil) daraus entstanden, waren Thema eines Liederabends des Musikkreises Wittlich mit der Altistin Marion Eckstein.

 Große Lieder über komplizierte Liebschaften: Marion Eckstein in der Wittlicher Synagoge, begleitet von Herbert Görtz. Foto: Musikkreis

Große Lieder über komplizierte Liebschaften: Marion Eckstein in der Wittlicher Synagoge, begleitet von Herbert Görtz. Foto: Musikkreis

Wittlich. "Träume, wie wenn Frühlingssonne aus dem Schnee die Blüten küßt" - das waren noch Zeiten, als Frauen ihre Traumbilder so in Worte fassten. Allerdings war es nicht irgendeine Frau, die hier ihrer Sehnsucht und ihren Glücksgefühlen Ausdruck gab, sondern Mathilde Wesendonck, Richard Wagners große Liebe und Ehefrau des Schweizer Kaufmanns Otto Wesendonck.
Unerfüllte Träume


Wahrscheinlich sind es die unerfüllten Träume, die unsereins am nachhaltigsten inspirieren. Jedenfalls vertonte Wagner Mathildes Gedichte nicht nur als großartigen Liederzyklus. Sie wurden auch zu Vorstudien seines großen ultimativen Liebesdramas "Tristan und Isolde".
Farbenreich und fein deutete in der Wittlicher Synagoge Marion Ecksteins wandlungsfähiger Alt das Hoffen und Bangen der sehnsüchtigen Zürcherin aus, begleitet am Klavier von Herbert Görtz. Überhaupt ging es an diesem Abend um schwierige Beziehungen. Auch die Ehe der schönen und begabten Alma Mahler mit dem fast 20 Jahre älteren Komponisten Gustav Mahler glich einer Berg-und Talfahrt der Gefühle, wie die Briefe und Äußerungen des Paars belegten, die Sebastian Langner zwischen den Musikstücken vortrug - nicht zuletzt wegen Alma Mahlers Ehrgeiz zu komponieren, den der Gatte weder ernst nahm, noch für passend hielt.
Dabei hatte seine junge Frau unbedingt Talent. Einmal mehr war das in Wittlich zu hören. Als frisch, einfallsreich und witzig präsentierte die Altistin drei Lieder von Alma Mahler nach Gedichten von Rainer Maria Rilke, Heinrich Heine und Richard Dehmel.
Höhepunkt des Abends blieben gleichwohl die Lieder ihres Mannes. Da lief auch der Pianist nuancenreich und dynamisch zur Hochform auf. Herrlich intim und mit geradezu trotziger Verzweiflung erklang "Ich bin der Welt abhanden gekommen". In himmlische Klarheit führte das wunderbare "Urlicht". Kleine lebendige Dramen waren die Lieder aus "Des Knaben Wunderhorn".
Große klangliche Geste


Noch einmal zeigte sich, was Marion Ecksteins Alt ebenso wie Mahlers Lieder auszeichnet: Sie verstehen sich gleichermaßen auf die große klangliche Geste wie auf tiefste Innerlichkeit. Die etwa 150 Zuhörer applaudierten begeistert.

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