Bach-Oratorienkunst Weihnachtsstimmung mit Pauken und Trompeten

Trier · Große Bach-Oratorienkunst bietet das Konzert des Friedrich-Spee-Chores zum Advent.

 Der Speechor und die Solisten sowie das Schöneck-Ensemble jauchzen und frohlocken mit J.S. Bach in der Pfarrkirche Heiligkreuz.

Der Speechor und die Solisten sowie das Schöneck-Ensemble jauchzen und frohlocken mit J.S. Bach in der Pfarrkirche Heiligkreuz.

Foto: Dirk Tenbrock

Als der Spee-Chor mit Pauken und Trompeten „Jauchzet, frohlocket“ anstimmt, ist es unmittelbar spürbar: Jetzt, am dritten Advent, steht Weihnachten vor der Tür. Für viele Musikliebhaber ist der Komponist Johann Sebastian Bach (1685-1750) der größte Meister seiner Zunft, und diese Meisterschaft zeigt sich exemplarisch in seinem wohl berühmtesten Werk, dem Weihnachtsoratorium, das 1734 in Leipzig uraufgeführt wurde. Am Sonntagabend finden sich deshalb über 400 Gäste in der Pfarrkirche zu Heiligkreuz ein, um die Kantaten 1, 4, 5 und 6 zu hören. Eine ungewöhnliche, aber spannende Auswahl, werden doch oft die Teile 1 bis 3 und 6 aufgeführt.

Das Oratorium in Gänze erklingt nur noch selten, schon weiland Albert Schweitzer hatte wegen „Ermüdungsgefahr davon abgeraten. Der Spee-Chor hat sich mit vier formidablen Solisten verstärkt: der erstaunlich reifen und seelenvollen, erst 26-jährigen Sopranistin Carmen Buchert; mit Adam Schilling, Altus; dem starken Bach-Spezialisten Christian Rathgeber, Tenor und Christian Backhaus, Bass. Es spielt das wohlbekannte und bestens aufgelegte Schöneck-Ensemble aus der Nähe von Koblenz. Die Gesamtleitung liegt in den gewohnt sicheren Händen von Chor-Chef und künstlerischem Leiter Jan Wilke. Bass Backhaus war für den erkrankten Felix Rathgeber sehr kurzfristig eingesprungen und meisterte seine Partien tadellos. Ungewöhnlich auch, dass die Alt-Partie von einem Mann der sehr hohen und seltenen Stimmlage Altus gesungen wird. Adam Schilling verkörpert die für die Expression tiefer Gläubigkeit zuständige Rolle mit einer Gänsehaut erzeugenden Passion und großer Klasse. Beachtenswert, dass der junge Mann erst vor wenigen Jahren und über Umwege zum professionellen Gesang kam. Berührend schon seine erste große Arie „Bereite dich Zion, mit zärtlichen Trieben“ in der in D-Dur komponierten und von den festlichen Pauken und Trompeten bestimmten ersten Kantate. Viel mehr Weihnachtsstimmung geht eigentlich nicht. Auch der Spee-Chor glänzt nicht nur beim Eingangschoral oder im wundervollen „Wie soll ich dich empfangen“ mit geschärftem Profil, transparenten Stimmlagen und allergrößter Inbrunst. Allein die famosen Tenöre, die besonders gefordert sind, scheinen etwas unterbesetzt, ein Problem, das sie mit vielen anderen Chören teilen.

Die Zuhörer schweben gebannt durch die von Hörnern geprägte vierte und die von den Streichern dominierte fünfte Kantate, bis Chor, Solisten und Orchester in der sechsten Kantate jubilierend ihre volle Kraft entfalten. Großer, verdienter Applaus zum Ausklang belohnt die über 120 Akteure.

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