Weiße Welten und Vollmondnächte

Die Tanzsaison im Grand Théâtre beginnt Ende September mit Cold Blood vom Kollektiv Kiss & Cry, einer Mischung aus Filmprojektion, Musik und Nano-Tanz, bei dem mit Fingerhüten gesteppt wird. Dazu wird eine Geschichte erzählt - am 29. September auf Englisch, am 30. September auf Französisch.

Weiße Welten und Vollmondnächte
Foto: Daniel John (daj) ("TV-Upload John"

Ein neues luxemburgisches Kollektiv präsentiert sich am 1. und 2. Oktober: Les Artgonautes. Ihr Stück Argos ist inspiriert von Ovids Metamorphosen und anderen Erzählungen. "Ich tanze, weil ich den Worten misstraue", heißt ins Deutsche übersetzt, der Titel Je danse parce que je me méfie des mots der japanischen Choreographin Kaori Ito, die 2003 nach Paris übersiedelte. Gemeinsam mit ihrem Vater Hiroshi steht sie am 7. und 8. Oktober auf der Bühne. Barocke Musik und akrobatischer Tanz - mit dieser ungewöhnlichen Kombination kehrt das australische Ensemble Circa unter Leitung von Yaron Lifschitz zurück auf die Bühne des Grand Théâtre. Rückkehr, das ist auch das Thema des neuen Werkes Il Ritorno, das am 25. und 26. Oktober zu sehen ist und sich zum einen der Monteverdi-Oper "Il Ritorno d'Ulisse in Patria" (Die Rückkehr des Odysseus ins Heimatland) bedient, zum anderen der Erzählung "Die Wahrheit" von Primo Levi über die Befreiung italienischer Juden aus dem Konzentrationslager Auschwitz. Der Kanadier Russell Maliphant und sein Ensemble haben am 9. November gleich drei Stücke auf dem Programm - darunter Broken Fall aus dem Jahr 2003, das mit dem renommierten Laurence Olivier Award ausgezeichnet wurde und die aktuelle Produktion Piece No. 43, in der sich die Musik von Beethovens Mondscheinsonate mit skulpturenhaften Posen des tänzerischen Quintetts verbindet. Die brasilianische Kompanie Grupo Corpo feiert am 16. und 17. November ihren 40. Geburtstag mit zwei eigens für diesen Anlass geschaffenen Stücken. Die Suite Branca, die "weiße Suite", macht ihrem Namen alle Ehre: Die ganz in Weiß gekleideten Tänzer bewegen sich dabei in einem ebenfalls weißen Bühnenbild wie in einer Gletscherlandschaft. Das zweite Stück des Abends ist die Dança Sinfónica, inspiriert von den Höhepunkten des Ensembles aus den vergangenen 40 Jahren. Für die aus Finnland stammende und heute in Luxemburg lebende Choreographin Anu Sis-tonen ist es fast ein Heimspiel, wenn sie zum vierten Mal ein Programm am Grand Théâtre aufführt. In ihrem neuen Stück Mood(s) widmet sie sich am 29. und 30. November dem ganzen Repertoire menschlicher Stimmungen. Inspirieren ließ sie sich dabei unter anderem von der Bilderserie Mood Swings des Fotografen Miikka Heinonen, der für Sistonen bereits mehrfach Videoprojektionen und Montagen gestaltet hat. Zum Abschluss des Kalenderjahres kommt das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch zum zweiten Mal nach Luxemburg: Vollmond heißt das Stück, das 2006, also noch zu Lebzeiten der Grande Dame des deutschen Tanztheaters erstmals aufgeführt wurde. Bei Vollmond werden die Tänzer zu Schlafwandlern, geben ihren Gefühlen in skizzenhaften Soli Ausdruck, begegnen einander im Spiel der Verführung und geben sich in ausdrucksstarken Bildern ausgelassen wie bei einem heidnischen Ritual. Vier Aufführungen gibt es vom 7. bis 10. Dezember.

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