Weiter Wirbel um umstrittenen NS-Maler Peiner

Schleiden · Kaum etwas anderes wird im Eifelort Schleiden-Gemünd (Kreis Euskirchen) gerade so kontrovers diskutiert wie die Bilderschau mit Arbeiten des NS-Malers Werner Peiner. Jetzt gibt es auch eine Gegenausstellung.

Schleiden. Für Hitler war er "gottbegnadet", im Nachkriegsdeutschland verpönt: der Maler Werner Peiner. 80 Werke, 30 Texttafeln und zahlreiche xponate wie Zeitungsartikel und Bücher sollen seit Ende Mai in Schleiden-Gemünd ein umfassendes Bild des Malers vermitteln (der TV berichtete).
Doch die Dokumentation ist nicht bei jedem gern gesehen: "Wir konnten diese Ausstellung nicht unwidersprochen hinnehmen. Es musste ein Gegenpol gesetzt werden", sagte Pierre Mosbeux vom Bündnis Eifel gegen Rechts, das bei der Ausstellungseröffnung ein alternatives Kulturprogramm organisiert hat.
Auch das Eifeler Bündnis gegen Rechtsextremismus, Rassismus und Gewalt macht mobil: "Wir bieten Veranstaltungen für alle Wochenenden der Peiner-Ausstellung sowie eine Dauerausstellung an", so Sprecherin Marita Rauchberger. Mit Ausstellungen, Filmvorführungen und Lesungen soll der Protest nachhaltig zum Ausdruck gebracht werden. Mit dabei ist auch der Bitburger Fotograf und Künstler Stephan Garçon.
Die Aufregung über die Peiner-Dokumentation können die Macher der Ausstellung nicht nachvollziehen. "Wir wollen doch alle dasselbe, nämlich vor nationalsozialistischen Ideologien warnen. Dazu gehört die historische Aufarbeitung unserer Vergangenheit. Es will hier doch keiner irgendwie Nazis verherrlichen", sagte Kurator Dieter Pesch. Im Gegenteil: Die Dokumentation sowie der Begleitband zeigten Peiner in keinem guten Licht.
An der kritischen Vergangenheitsaufarbeitung haben auch die Gegner der Peiner-Dokumentation nichts auszusetzen. Sie befürworten diese sogar. Allerdings sei der Rahmen der Peiner-Ausstellung falsch gewählt, so der einhellige Tenor. "Eine solche Ausstellung an einer Einzelperson festzumachen, ist sehr kritisch zu sehen. Die Gefahr ist groß, diesem Künstler so eine Bühne zu bieten", sagte Rauchberger. Sie hätte sich ein anderes Konzept für die Peiner-Ausstellung gewünscht. "Die Ausstellung hätte im Kontext ,Kunst im Nationalsozialismus\' stehen und weitere Künstler zeigen sollen."
Kurator Pesch kann diese Kritik nicht nachvollziehen. "Es war von uns ein bewusst gewähltes didaktisches Mittel, die Ausstellung exemplarisch an Werner Peiner festzumachen. So können wir deutlich zeigen, dass sich der Künstler ganz bewusst den Nationalsozialisten angebiedert hat."
Die Ausstellung "Kunst im Dritten Reich. Werner Peiner - Verführer oder Verführter" ist noch bis zum 26. August im KunstForumEifel (Dreiborner Straße 22, Schleiden-Gemünd) zu sehen. Öffnungszeiten: freitags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr.
Die Gegenausstellung in der Schleidener Straße 1 in SchleidenGemünd findet im gleichen Zeitraum statt und ist ebenfalls freitags bis sonntags sowie feiertags von 11 bis 18 Uhr geöffnet. red
Extra

Der Maler Werner Peiner ist vor allem durch seine Blut-und Boden-Werke, die er für das nationalsozialistische Regime anfertigte, bekannt. Alleine für die Neue Reichskanzlei in Berlin kreierte er acht Wandteppiche, die die "Schicksalschlachten der Deutschen" zeigten. Seit 1936 leitete er die Hermann-Göring Meisterschule in Kronenburg , wo er seit 1931 lebte. 1937 trat er der NSDAP bei. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde er von Hitler in die "Gottbegnadeten Liste" aufgenommen. In seiner Autobiografie versuchte Peiner später, seine NS-Vergangenheit zu leugnen. red

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