Wellküre in Bernkastel-Kues: 250 Besucher begeistert

Bernkastel-Kues · Kabarett und Musik haben sich die Wellküren aus der bayerischen Wellfamilie, zu der auch die Biermösl Blosn gehören, in ihr Programm geschrieben. Politische Themen kamen dabei genauso auf die Bühne wie Alltagsprobleme und die Nonnentrompete.

 Die Wellküren in Aktion: Burgi (von links), Bärbi und Moni Well am Moselufer. TV-Foto: Christina Bents

Die Wellküren in Aktion: Burgi (von links), Bärbi und Moni Well am Moselufer. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

"Die STUGIDA, Stubenmusik gegen die Idiotisierung des Abendlands, wollen wir heute hier gründen", das war die Ansage der drei Musikerschwestern Burgi, Bärbi und Moni Well, die in diesem Jahr ihr 30-jähriges Bühnenjubiläum als Wellküren feiern, in den Moselauen in Bernkastel-Kues. Dorthin waren sie auf Einladung des Mosel Musikfestivals gekommen.

In harmlose, harmonische, aber hochwertige Volksmusik mit Hackbrett, Harfe, Gitarre und Saxofon verpackten sie vor 250 Zuschauern ihre Themen von Vergesslichkeit, menschlichen Beziehungen und der Politik in Bayern und Berlin und vergaßen dabei nicht, sich auch selbst ins Visier zu nehmen.

Bärbel beruhigte die Nerven von Moni mit Globuli, wenn die sich beispielsweise über Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst aufregt, der gegen König Ludwig, was Prunk und Protz angeht, ein Anfänger gewesen sei. Auch die AfD und Frauke Petry sind Thema: "Bei uns in Bayern sagte man, eine Frau hat Haare auf den Zähnen, aber bei der hat jeder Zahn eine eigene Frisur", so Moni Well, in breitestem bayerischem Dialekt, unter dem Beifall des Publikums. Da die Damen aus Bayern kommen, nehmen sie natürlich auch ihren Ministerpräsidenten Horst Seehofer, dem sie den Beinamen "den Fruchtbaren" geben, und Markus Söder, "der noch nicht mal Schafskopf spielen kann", ins Visier.
"Ich genier mi scho, dass i aus Bayern kimm, obwohl das eh keiner merkt", so Moni Well. Zu Seehofer erklärt sie: "In Bayern brüllt er rum wie ein Löwe, und in Berlin kommt nur noch ein Miau." Und zu Pegida sagt sie: "Von wegen ,Wir sind das Volk', sie leben gut von unserem Staat, aber wenn die das Volk wären, würd ich Flüchtling."

Dazwischen gab es immer wieder Globuli, die aber erst mit Verzögerung wirkten, und Stubenmusik, die nach ihren Erfahrungen für alles gut ist. Dabei kommen auch seltene Instrumente zum Einsatz, beispielsweise die Nonnentrompete, ein Saiteninstrument mit nur einer Saite, an die ein Trompetentrichter montiert ist. Die Wellküren erklären das so: "Die Nonnen wollten ja auch gerne Musik machen, aber sie durften ja nicht blasen, deshalb bekamen sie ein Seiteninstrument."

Ihre musikalische Klasse mit dreistimmigem Gesang und insgesamt zehn Instrumenten, die sie spielten, zeigten sie bei dem Volkslied: "Auf einem Baum ein Kuckuck saß", das sie rhythmisch immer weiter veränderten, bis ein improvisiertes Singen von Silben, ähnlich einem im Jazz üblichen Scat, herauskam, so dass sie ihrem "Weltmusikanspruch" durchaus gerecht wurden.

Zum Schluss inszenierten sie "Bayern-früher-heute-morgen" im Stil des Western "Spiel mir das Lied vom Tod", indem Horst Seehofer und Markus Söder bei einem Duell an der Tankstelle umkommen und Carl-Theodor zu Guttenberg als Sanitäter, natürlich ohne Doktortitel, das bayerische Volk heilen will. Als Zugabe sang Bärbi Well den Titel "Waren sie schon einmal in mich verliebt?".

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