Weltenbummler zwischen Jazz und Jux

BADEN-BADEN. (red/dpa) Er gehört zu den Ikonen der Unterhaltung: Paul Kuhn, Pianist, Sänger, Komponist, Orchesterleiter und Entertainer, wird heute 75 Jahre alt. Auf seiner Jubiläumstour gastiert er am 14. April auch in der Baldenau-Halle in Morbach. Die Veranstaltung wird vom Trierischen Volksfreund präsentiert.

Seine Eltern wollten einen Konzertpianisten aus ihm machen. "Das ist ihnen misslungen", sagt Paul Kuhn rückblickend und erinnert sich schmunzelnd daran, dass seine Klavierlehrerin den kleinen Paul für einen eher mäßigen Pianisten hielt. Doch ins ernste Fach wollte er ohnehin nie. Der Bandleader, Komponist und Arrangeur, der heute 75 Jahre alt wird, war von An- fang an vor allem ein Showtalent: Über Jahrzehnte war er aus der deutschen Fernsehunterhaltung nicht wegzudenken. Als "Mann am Klavier" - sein erster großer Hit - blieb er in den 50er Jahren ein gutes halbes Jahr in den Top Ten der Schlagerhitparade. Dabei hatte er den Song nur widerwillig eingespielt: "Ich hatte wirklich keine Lust, das zu singen", bekannte er neulich bei einer Aufzeichnung des Südwestrundfunks, die kurz nach seinem Geburtstag, am 15. März, ausgestrahlt wird. Denn das Herz des 1928 in Wiesbaden geborenen Paul Kuhn gehörte schon früh dem Jazz. Während des Dritten Reichs hörte er heimlich ausländische Sender ab und war begeistert von Glenn Millers entspannt swingendem Sound, mit dem er später selbst als Dirigent der SFB-Bigband der eher biederen deutschen Fernsehunterhaltung amerikanische Lockerheit verpassen sollte. Schließlich hatte er bei den Amerikanern gelernt. Nachdem sich Paul Kuhn in den 50er-Jahren mit Schlagern wie "Die Farbe der Liebe" bereits in die Herzen der Wirtschaftswunder-Generation gesungen hatte, war er in den folgenden Jahrzehnten regelmäßig zu Gast in heimischen Wohnstuben: Mit Fernsehsendungen wie "Pauls Party" und "Hallo Paulchen". Der Rückschlag kam 1980: Damals wurde sein SFB-Vertrag aus Kostengründen nicht verlängert, auch sein Plattenvertrag lief aus. Kuhn rappelte sich wieder auf. Mit einem kleineren Orchester spielte er unter anderem für Peter Alexander und Heinz Schenk. Anfang der 90er Jahre folgte ein weiterer Tiefpunkt: eine Verurteilung wegen Steuerhinterziehung. Paul Kuhn kam mit einer Bewährungsstrafe davon. Bis heute ist dem Showman Paul Kuhn der amerikanische Einfluss anzumerken. Bei der SWR-Aufzeichnung plauderte der Mann mit der angenehm rauchigen Stimme mit jener lässigen Nonchalance, der jede angestrengte Effekthascherei fremd ist. Und seine Fähigkeit zur Selbstironie dürfte dazu beigetragen haben, dass er selbst Gassenhauer wie "Es gibt kein Bier auf Hawaii" überstanden hat, ohne lebenslang als Ulknudel herumlaufen zu müssen. Im Gegenteil: Seit einigen Jahren reüssiert er wieder in dem Genre, in dem er angefangen hat - als Jazzer. Er spielt Standards wie "As Time Goes By" oder "Take the A-Train" ein, gepflegte Barmusik, die er mit viel Herzblut intoniert. Und weil er sich für das ruhige Leben zu Hause im schweizerischen Skiort Lenzerheide noch zu jung fühlt, steht er nach wie vor auf der Bühne. Karten für die Veranstaltung in Morbach gibt es unter Tel. (06533) 71117, beim Trierer Ticket-Service (0651) 9941188 und in der Drogerie Jacobi.

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