Weltkulturerbe Glücksrad, Rallye und ein Faible für alte Steine

Trier · An diesem Sonntag ist es 35 Jahre her, dass die Unesco das Weltkulturerbe Trier ausgerufen hat. Zum Geburtstag legen die Verantwortlichen die Initialzündung für ein zukunftsweisendes Projekt.

Die Unesco-Scouts führen mit eigenem Logo durch die Bauwerke.

Die Unesco-Scouts führen mit eigenem Logo durch die Bauwerke.

Foto: Anne Heucher

Hätten Sie es gewusst? Welcher Heilige lebte im 11. Jahrhundert im Ostturm der Porta Nigra? Was zeigen die Bilder auf der Igeler Säule? Und wie hoch ist dieses Grabdenkmal eigentlich? Oder: Warum bekam der römische Kaiser in der Basilika keine kalten Füße? Wenn Sie nicht alle Antworten kennen, können Sie bei den frisch ausgebildeten „Unesco-Scouts“ einiges lernen. Die Jugendlichen beschäftigen sich seit dem Frühjahr mit den neun Bauten des Weltkulturerbes Trier und werden von Experten zu jungen Führern ausgebildet, die ihr Wissen und ihre Begeisterung für antike Thermen, Arena und Dom an andere junge Leute weitergeben. „Ein Projekt, von dem wir hoffen, dass es wächst“, sagt Altertumsforscher Karl-Uwe Mahler. Er ist im Trierer Zentrum der Antike für die Römerbauten zuständig, die vor genau 35 Jahren, am 28. November 1986, bald nach der 2000-Jahrfeier der Stadt Trier von der Unesco zum Weltkulturerbe ernannt wurden. Die neuen Scouts könnten Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein dafür vermitteln, was Welterbe bedeute und worin dessen außergewöhnlicher universeller Wert bestehe, so Mahler.

Dass sie keine langweiligen Vorträge halten, sondern mit pfiffigen Ideen andere junge Leute für ihr Thema gewinnen wollen, zeigten die ersten frisch ausgebildeten Unesco-Scouts in dieser Woche. Dialog wird groß geschrieben. Eva  und Tomasz (beide elfte Klassenstufe) zeigen einer kleinen Gruppe Fünftklässler den Dom, derweil andere Scouts durch Kaiserthermen, Amphitheater und Basilika führen. „Es ist für uns noch ein Probelauf“, erzählt Eva später, aber man merkt das nicht. Die Teilnehmer sollen eine Menschenkette bilden, um mithilfe der Armspannen die Maße des antiken Quadratbaus abzumessen. Mehrere Ketten müssen zusammengerechnet werden, um auf die 40 Meter zu kommen. Dann suchen sie nach steinernen Mäusen, Tauben, Kamelen oder Späßen, die sich die Steinmetze für die Besucher ausgedacht haben. „Das Wichtigste bei der Führung ist, die Begeisterung weiterzugeben“, sagt Birgit Eiffler, Lehrerin und Domführerin, die die Scouts vorbereitet hat. Sie ist stolz darauf, dass das Projekt, das im April 2021 an den Start ging, erste Früchte trägt.

Die zündende Idee zu den jungen Welterbe-Botschaftern hatten Verena Schneider, Museumspädagogin im Rheinischen Landesmuseum Trier, und Michaela Reh, Lehrerin am Auguste-Viktoria-Gymnasium, das als Unesco-Projektschule Völkerverständigung zum Programm erkoren hat. Wenn die ersten zehn SchülerInnen ihr Wissen und ihre Gedanken zum Weltkulturerbe an andere Schüler weitergegeben haben, so die Idee, wächst mit der Zeit die Zahl der Scouts und mit ihnen die Wertschätzung und Begeisterung für Römerbauten und Kirchenanlagen. Ein Köder für die SchülerInnen, die sich für das Projekt regelmäßig treffen, ist die Chance, von Experten ausgebildet zu werden und sich einen interessanten und relativ einträglichen Nebenjob aufzubauen. Gut möglich, dass die Scouts eines Tages auch in Fremdsprachen führen. Zunächst aber geht es darum, für alle neun Welterbestätten junge Experten auszubilden. Dabei soll auch das Trierer Weltdokumentenerbe, das in der Schatzkammer der Wissenschaftlichen Bibliothek liegt, einbezogen werden.

Zum Unesco-Jubiläum an diesem Wochenende sind die ersten Ergebnisse des Projekts fertig: Zehn ausgebildete Scouts, die durch Kaiserthermen, Amphitheater, Dom oder Basilika führen können, ein Video, gedreht von Nicolas Müller (15 Jahre), in dem die jungen Scouts in vielen Statements ihre Eindrücke schildern, eine Rallye in den Viehmarktthermen, in denen die eingangs gestellten Fragen beantwortet werden, und ein Logo, gestaltet von der 15-jährigen Mia, das die Hoffnung auf Nachhaltigkeit des Projekts zum Ausdruck bringt. Schließlich ein Glücksrad, bei dem richtige Antworten auf knifflige Fragen mit Gummibärchen und Museumsgeschenken belohnt werden. Etwa: „Was kann man heute im Arenakeller des Amphitheaters hören?“ Die richtige Antwort lautet: Dort ist eine Hörstation zum Thema Schwarze Magie.

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