Wenig Shakespeare, viel Rufus Beck

Trier · Ein Mann, zwei Frauen: Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" zu dritt aufzuführen, ist ganz schön gewagt. Das Experiment, zu dem Rufus Beck mit den klavierspielenden Schwestern Anna und Ines Walchowski ins Kurfürstliche Palais lockte, ist nur teilweise geglückt.

Trier. Große Namen der Kulturszene sind mittlerweile zu einem der Markenzeichen von Intendant Hermann Lewens Mosel Musikfestival geworden. Ausverkauft war daher am Samstag auch der "Sommernachtstraum" im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais zu Trier mit Rufus Beck. Der ist als Schauspieler, Hörbuch- und Synchronsprecher eine der bekanntesten und besten Stimmen Deutschlands.
Gewagtes Experiment



Shakespeares Klassiker, interpretiert von Beck, und die eigens von Felix Mendelssohn Bartholdy komponierte Musik zum Schauspiel, am Flügel von den polnischen Schwestern Anna und Ines Walchowski vierhändig vorgetragen; ein gewagtes Experiment, das nur teilweise funktionierte. Stimmungsvoll die wunderbare Ouvertüre Mendelssohns als Auftakt, mancher Zuschauer wähnt sich schon im Zauberreich des Königs Oberon, als Rufus Beck die Bühne betritt. Ironisch, fast flapsig erklärt er den (unkundigen?) Zuschauern beim Entwirren der komplizierten Handlung des Sommernachtstraumes helfen zu wollen. Wer Shakespeare erwartet hatte, bekam Beck. Der begnadete Darsteller schlüpft mühelos und virtuos in alle Rollen des Stückes, fast schon überkandidelt sein Humor, die Helena bekommt gar einen bayrischen Akzent verpasst. Seitenhiebe und Parallelen zu real existierenden Promis wie Uli Hoeneß oder Angela Merkel sollen wohl Zeitbezug herstellen, Ratschläge zur besseren Gestaltung des Ehelebens gibt es obendrauf. Das kommt an, Beck erntet Lachsalven.
Groß ist da die Diskrepanz zu der zwischendurch` gespielten, großartigen Musik von Mendelssohn Bartholdy. Anna und Ines Walchowski spielen die, eigentlich für großes Orchester und Chor komponierte, Theatermusik technisch brillant, jedoch ohne erkennbare Emotion. Sicher, der Sommernachtstraum ist eine Komödie. Kalauer von der Sorte "Zivilisation ist da, wo Männer brüllen" machen jedoch noch keinen Komödianten, es fehlt dem Abend die sinnliche, anrührende Komponente des Schauspiels. Und eben auch die großartige Wortgewalt der shakespear\'eschen Sprache. Wie magisch und ergreifend das sein kann, beweisen Beck und die Walchowski-Schwestern zum Ende des Abends hin. Großartig, wie Beck als König Oberon im Originaltext das Verwirrspiel um Liebe und Leidenschaft auflöst und alles wie einen Sommernachts-Traum` erscheinen lässt. Dazu - im Zusammenspiel - anrührende Klaviermusik, da stellen sich dann so manchem die Nackenhaare auf. Fast ein "Happy End" eines zwiespältigen Abends, der mit freundlichem Applaus bedacht wird. "Nicht wirklich gut", sagt ein Zuschauer beim Hinausgehen: "Der Funke wollte nur an einigen Stellen überspringen." dt

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