Wenn alles zu Staub zerfällt

Luxemburg · "Staub", das Theaterstück der beiden Trierer Künstler Johannes Cohnen und Martina Roth, hatte in Luxemburg Premiere. Die rund 200 Zuschauer nahmen das Erinnerungsstück freundlich auf.

Luxemburg. Eine staubige Rampe, durchschnitten von einer Eisenbahnschiene, die sich in einem schwarzen Loch verliert. Überall stapeln und türmen sich verstaubte Schachteln und Kartons. Das Bild darüber zeigt, wo sich dieser seltsame Ort befindet. "Staub" das Einpersonenstück im Bewegtbildtheater von Johannes Conen (Regie, Szenografie und Bewegtbild) und Martina Roth führt direkt ins staubige, zerrissene Ödland der Erinnerung.
Conen/Roth und ihr Koautor Daniel Keene haben die Geschichte umgekehrt. Nicht die Erinnerung ist das Paradies, aus dem nach dem Schriftsteller Jean Paul niemand vertrieben werden kann. Die Erinnerung und ihre Versatzstücke haben das Paradies von ehedem besetzt, es in eine Hölle aus Staub und totem Schlamm verwandelt und seine Bewohnerin (Martina Roth) daraus vertrieben.
Als alte Frau kehrt sie ebenso staubig und hinfällig (Kostüm Ute Kuntzsch) an diesen unwirtlichen Ort zurück, der gleichermaßen ein Ort der persönlichen wie der kollektiven Erinnerung ist.
Von hier wurden dereinst jüdische Mitbürger mit dem Zug ins KZ abtransportiert.
Was ein Gespensterhaus hätte werden können, ein ohnmächtiges Endspiel fehlgeleiteter Hoffnung war nur im Ansatz überzeugend. Zu beliebig erscheint gerade der Text des ersten Aktes, gestisch geriet manches arg theatralisch.
Das eigentliche Erlebnis blieb Martina Roths großartige Stimme. Nuancenreich und vielgestaltig ist sie, versteht sich auf flüstern und schreien, eindrucksvoll machte sie Hilflosigkeit und Ohnmacht gegenüber dem unaufhaltsamen Verfall hörbar. Am eindringlichsten bleibt sie, wo sie sanft und angelegentlich daherkommt.
Als "bewegte Bilder", machten Filmbilder im Hintergrund das innere Ringen der Schauspielerin sichtbar, konfrontierten Roth mit ihrem "Alter Ego", ihrem "Anderen Ich". er

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