Wenn die Tanzkarriere vorbei ist

Bernkastel-Kues · Hochleistungssportler und Berufstänzer eint das frühe Karriereende. Mit Mitte 30 beginnt für Tänzer oft eine zweite Laufbahn, als Physiotherapeut oder gar Busfahrer. Der Tänzer Denis Burda, viele Jahre tätig am Theater Trier, kann seiner Leidenschaft hingegen treu bleiben.

 Wenn Denis Burda sieht, dass die Kinder Spaß am Tanzen haben, erfüllt ihn das in seinem neuen Job. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Wenn Denis Burda sieht, dass die Kinder Spaß am Tanzen haben, erfüllt ihn das in seinem neuen Job. TV-Foto: Christoph Strouvelle

Foto: Christoph Strouvelle (cst) ("TV-Upload Strouvelle"

Bernkastel-Kues. Denis Burda, vielen Freunden des Trierer Theaters als ehemaliger Solotänzer des Tanzensembles in der Weber-Ära bekannt, hat sein Ziel erreicht: Der 38-Jährige bleibt seinem Beruf und seiner Leidenschaft treu. Er übernimmt die Ballettschule von Ute Lichter in Bernkastel-Kues und widmet sich im "Ballett & Tanzstudio Denis Burda" künftig dem Tanzunterricht von Kindern. Als Tänzer müsse man frühzeitig schauen, wie man nach der Karriere weiterarbeitet, sagt er.
Da sich die Körperästhetik verändert, könne ein Tänzer nicht bis ins hohe Alter auf der Bühne stehen. "Tanzen ist wie die Karriere eines Sportlers", sagt er. Bestimmte Körperbewegungen seien im fortgeschrittenen Alter nicht mehr möglich.
In Russland gehen Tänzerinnen daher mit 36 Jahren in Rente, sagt er, in Italien mit 40, ihre männlichen Pendants jeweils zwei Jahre später. In Deutschland ist ein früheres Renteneintrittsalter für Tänzer hingegen nicht vorgesehen.
Schreiner, Busfahrer, Techniker


"Man muss frühzeitig dran denken, ob man zum Ende einer Karriere eine andere Ausbildung einschlägt oder dem Tanz erhalten bleiben will", sagt er. Der geborene Usbeke erzählt von Kollegen, die nach ihrer Bühnenkarriere als Schreiner, Busfahrer, Mediengestalter oder Bühnentechniker arbeiten. Das Karriereende sei für viele Tänzer ein Riesenproblem, bestätigt Juliane Rößler von der ZAV-Künstlervermittlung in Hamburg.
Ältere Tänzer über 30 Jahren seien wegen der höheren Verletzungsanfälligkeit kaum noch vermittelbar, sagt Rößler, die einst selbst als Tänzerin auf der Bühne gestanden hat. Viele wollten gerne im Metier bleiben, strebten ins Kulturmanagement, versuchen, etwas mit dem Körper zu machen und schulen deshalb um auf Physiotherapeut oder wollen Choreograph werden. Doch nicht jeder gute Tänzer sei ein guter Choreograph, so wie nicht jeder gute Fußballer ein guter Trainer sei, sagt Rößler.
Burda hat sich frühzeitig Gedanken über seine berufliche Zukunft gemacht. Bei einem Gastspiel in Italien hat er Kindern Unterricht gegeben und gemerkt, dass ihm das liegt. Von 2006 bis 2009 absolvierte er parallel zur Arbeit im Theater Trier an einer Moskauer Schule ein Fernstudium und eine Ausbildung zum Tanzpädagogen und Tanzchoreographen.
2016 hat Burda selbst entschieden: Jetzt ist auf der Bühne Schluss. "Jeder Tänzer weiß, dass er nicht allzu spät seine Karriere beenden muss", sagt er. Dass Lichter einen Nachfolger gesucht hat, der ihr Ballettstudio in Bernkastel-Kues weiterführt, ist seinen Plänen entgegengekommen. Burda: "Wenn ich sehe, wie Kinder Spaß haben, dann erfüllt mich das."
Extra

Denis Burda hat als Zehnjähriger 1988 seine Ausbildung an der Staatsballettakademie in Taschkent/Usbekistan begonnen. Nach seinem Abschluss ist er in Usbekistan, Russland, Japan, Singapur, Thailand, England, Schottland, China und Italien als Solist aufgetreten. Ab 2001 ist er als Solotänzer am Stadttheater Trier tätig gewesen. cst

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