Wenn Harmonie auf Hektik trifft

Luxemburg · Heimspiel für den Luxemburger Jazz-Vibraphonisten Pascal Schumacher: Vor 1000 Zuhörern in der Philharmonie Luxemburg hat er erstmals sein brandneues, von Japan-Reisen inspiriertes Album "Left Tokyo Right" vorgestellt. Mit ungewöhnlichen Arrangements in bis zu achtköpfiger Bandbesetzung schuf er poetische und berauschende Klangbilder.

Luxemburg. Pascal Schumacher ist als umtriebiger, vielseitiger Musiker und Komponist bekannt und vielfach ausgezeichnet worden, unter anderem mit dem Echo und dem JTI Trier Jazz Award. Nun hat er wieder Neuland beschritten und ein eindrucksvolles Zeugnis seiner Kreativität abgeliefert.
Eindrücke in Musik gegossen


Einige Japan-Reisen brachten Schumacher dazu, sich eingehend mit dem Land und dessen Kultur auseinanderzusetzen. Seine Eindrücke hat er in Musik gegossen und dabei mit neuen Klangspektren experimentiert, für die er den Rahmen seines angestammten Quartetts mit Franz von Chossy am Piano, Pol Belardi am E-Bass und Jens Düppe am Schlagzeug erweitert hat. In wechselnden Formationen stehen Harfenistin Mirjam Rietberg, Trompeter Verneri Pohjola, Saxofonist Sylvain Rifflet und Querflötist Magic Malik mit auf der Bühne.
Was sie zusammen zaubern, ist nichts weniger als das feinsinnige akustische Gemälde einer kontrastreichen Welt. Da trifft Tradition auf Moderne, zeremonielle Strenge auf pulsierende Hektik oder, wie in "Wabi-Sabi", Harmonie auf Chaos. Über ruhigem, klarem Herzschlagrhythmus verweben sich hier zunächst feine Harfen- und sphärische Bass-Schwingungen mit ätherischen, an Windhauch erinnernden Tönen der drei Blechblasinstrumente. Dann aber brechen in diese Harmonie grelle Tupfer des E-Pianos und quirlige, helle Glockenschläge des Vibraphons ein. Bald steigern sich alle Instrumente in einen dynamischen Rausch, dem nur noch der Grundrhythmus Halt gibt.
Diese Musik ist dicht, bei aller inneren Dynamik sehr entspannend und Fantasie anregend. So erzeugt der neu aufgelegte Klassiker "Merry Christmas Mr. Lawrence" mit seinem anfangs sehr authentisch asiatischen Glockenklang Bilder von einer Teestunde vor Reispapierwänden.
Raum für Assoziationen


Die heitere Grundstimmung von "Sakura San", das mit zart ziselierter Harfe, tänzerischem Vibraphon und perlendem Piano beginnt und sich dann in ein treibendes Jazzstück mit sensiblen Bläserimprovisationen entwickelt, lässt Assoziationen mit einer Landschaft voll blühender Kirschbäume zu.
Schumachers neue Klangsphären beziehen auch klassische oder rockige Elemente als Ausdruck der modernen westlichen Orientierung in Japans Metropolen ein. Durchweg aber kennzeichnet sie viel Poesie, ganz besonders in einem Duett mit dem von der Elfenbeinküste stammenden Jazz- und Weltmusik-Flötisten Malik Mezzadri. Schumacher und seinen Musikerfreunden ist mit diesem Projekt ein großer Wurf gelungen.

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