Wenn ich schreibe, bin ich Gestalt

Mit ihren Büchern hat sie die Region und ihre historischen Gestalten über die Region bekannt gemacht. Und nicht nur das: Josefine Wittenbecher versteht sich auf Menschen und macht Vergangenheit erlebbar. Heute feiert die Wittlicher Autorin ihren 70. Geburtstag.

 Schmiedet neue Pläne: Josefine Wittenbecher. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Schmiedet neue Pläne: Josefine Wittenbecher. TV-Foto: Eva-Maria Reuther

Wittlich. "Früher mit Schreiben beginnen", antwortet sie ohne zu zögern auf die bei Jubiläen beliebte Frage, was man rückblickend im Leben ändern würde. Josefine Wittenbecher ist in der Tat so etwas wie eine Spätberufene. Erst vor neun Jahren, nach ihrer Pensionierung, hat die Wittlicherin so richtig mit dem Schreiben angefangen.

Frauen der Region im Blick



Heute ist die einstige Grundschullehrerin eine Autorin mit stattlichem Werk, das von Kurzgeschichten und Mundartbibel bis zu großen historischen Romanen wie dem " Fall Flade" oder den "Feuern am Fluss" reicht, in denen sie zwei belegte Schicksale aus der Zeit der Hexenprozesse in der Region aufarbeitet. Auch ihr letztes Buch "Die Frauen von Stubben" ist einer regionalen Frauengestalt gewidmet. Was sie denn so an den historischen Stoffen interessiert? "Die Menschen" - auch die Antwort kommt prompt. Insofern hat sich gegenüber früher nichts geändert. Denn es war auch ihr Interesse an Menschen, das sie so leidenschaftlich über viele Jahre Lehrerin sein ließ. Freundlich wirkt das kleine helle Arbeitszimmer mit dem aufgeräumten Schreibtisch und dem Sofa mit den Teddybären, wo ihre Bücher entstehen und sie sorgfältig Gestalten und Zeiten recherchiert, bis alles so weit geklärt und verinnerlicht ist, dass sie Vergangenheit zu neuem Leben erwecken kann. "Wenn ich schreibe, bin ich plötzlich selbst die Gestalt", erklärt die blonde Frau mit dem ernsten Gesicht, die sich als Realistin bezeichnet. Die mag sie schon ihrer Herkunft wegen sein. In einem Dorf an der Mosel ist sie geboren, und von dem Leben dort handeln auch ihre schriftstellerischen Anfänge, jene dichten Mundartgeschichten, die als herbe Kleinodien das dörfliche Leben anrührend wiedergeben. "Ich habe damals einfach herausgeschrieben, was in mir war", erinnert sich die Autorin. Solch intime Kenntnis hat ihr auch später bei ihrer "Eva Zeihen" geholfen, der Frau aus Kenn, die als Hexe verbrannt wurde und die zu den eindrucksvollsten Schöpfungen aus Wittenbechers Feder gehört. Über die Region sind die Bücher der Autorin inzwischen bekannt. Auch ihre Familie freut sich über ihren Erfolg. Was sie eigentlich in ihrer Freizeit am liebsten macht? "Lesen", lacht die Autorin und natürlich durch die Welt reisen mit dem hauseigenen Wohnmobil. Kein Wunder, dass ihr Lieblingsgedicht Joseph von Eichendorffs "Mich brennt's in meinen Reiseschuhn" bleibt. Ihre geistigen Reiseschuhe hat sie gerade mal wieder geschnürt. Ein neues Buch über eine historische Frauengestalt hat sie im Sinn. Wer es ist, wird vorerst allerdings nicht verraten.

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