Wer bitte ist Oskar Serti?

Luxemburg · Oskar Serti - nie gehört? Bei den rainy days dreht es sich fünf Stunden lang um diese Figur und seine Musik-Leidenschaft. Titel des Konzerts des Klangforums Wien unter Jean Deroyer: "Oskar Serti geht ins Konzert. Warum?"

Luxemburg. Oskar Serti (1881-1959), der meistgelesene Schriftsteller ungarischer Sprache in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, verkündet das Programmbuch der Luxemburger rainy days. Nie gehört? Bildungsbeflissen werden das natürlich nicht zugeben, und beim Aufführungsmarathon "Oskar Serti geht ins Konzert. Warum?" die beste aller möglichen Figuren machen.
Es waren fünf gehaltvolle Stunden, die einige Hundert Besucher in der Philharmonie verbrachten - Stunden mit dem Klangforum Wien unter Jean Deroyer und in der Inszenierung von Markus Kupferblum. Stunden über Oskar Serti und seine Liebe zur Musik, seine Instrumentensammlung, seine Verehrung der Pianistin Catherine de Sélys, seinen Kalender, sein Gehör, seine spezielle Depression, eine missglückte Begegnung am Bahnhof von Besancon und ein Klavierkonzert, bei dem der Vesuv ausbricht. Unzählige Gelegenheiten, die aufgeführte Musik anders wahrzunehmen als in den traditionellen Frontalveranstaltungen.
Im Foyer der Philharmonie stehen Geschichtenerzähler und schildern Spannendes aus den Konzert-Leben Sertis. Im gesamten Haus wird musiziert. Die bekannten Komponisten der Neuen Musik sind dabei, György Kurtag oder Giacinto Scelsi, aber auch die jüngere Generation, Bernhard Lang, Peter Ablinger, Beat Furrer, Bernhard Gander, Stefano Gervasoni, Matthias Pintscher, Enno Poppe, Gerald Resch. Sie komponieren mit Ideen unterschiedlichster Art, beziehen Rap und Hip-Hop ein und brillieren gelegentlich mit skurrilen Einfällen. So wie vor ihnen Eric Satie mit den Vexations von 1893 - zwei Notenzeilen mit 840 Wiederholungen. In der Philharmonie spielt eine Pianistin auf dem feuerrot angeleuchteten Klavier - Musizieren auf dem Vulkan. Und im Gegensatz zum festgefahrenen Vorurteil: es braucht für all diese Musik kein Expertenwissen, sondern nur die Fähigkeit zu hören und eine Portion Neugier. Weil die traditionelle Konzertposition zudem immer wieder durch Aktionen im Foyer durchbrochen wird, kommen die Besucher fast automatisch ins Gespräch - "talk to each other" heißt bekanntlich das Motto.
Und Oskar Serti? Das Internet belehrt uns: Serti hat es nie gegeben. Der Belgier Patrick Corillon vom Klangforum Wien hat die Kunstfigur erfunden. Jeder könnte ein Konzertbesucher wie Serti sein - genau so engagiert, neugierig, zweifelnd und enthusiastisch.
Im lebensgroßen Quasi-Porträt ist das Gesicht ausgespart. Wer will, kann sich hinstellen und die Lücke füllen.Extra

Weitere Konzerte der rainy days: "Giving talks" mit den United Instruments of Lucilin, 2. Dezember, 20 Uhr. Music as emotion mit dem Ensemble asamisimasa, 3. Dezember, 19 Uhr. Voice of the Whale von George Crump, 3. Dezember, 20 Uhr Sprechstunde, 4. Dezember, 19 Uhr. www.rainydays.lu

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